Chinas Wachstum stottert. Ein schlechtes Zeichen für den größten Automarkt der Welt. Denn Zulieferer wie Dürr sind inzwischen stark abhängig von Aufträgen aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Bietigheim-Bissingen - Trotz der jüngsten Wachstumsdelle macht sich der Chef des Anlagenbauers Dürr um die Wirtschaft in China keine Sorgen. „Ich schätze China als äußerst stabil ein“, sagte Ralf Dieter. „Ein Ende des Wachstums ist auf die nächsten Jahre nicht abzusehen.“

 

Das chinesische Statistikamt hatte am vergangenen Dienstag das langsamste Wachstum seit fünf Jahren vermeldet. Um 7,3 Prozent hatte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde im dritten Quartal 2014 zugelegt. Dürr beschäftigt fast die Hälfte seiner Belegschaft in China. 2013 machte der Anlagenbauer dort gut ein Drittel seiner Umsätze von 2,4 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr hatte sich der Auftragseingang aus China zwar nicht so gut entwickelt wie im Vorjahr. Das habe aber an Verzögerungen bei Kunden gelegen. China peile ein Wachstum um 7,5 Prozent an, sagte der Chef des auf Lackieranlagen spezialisierten Autozulieferers. Das ist nach Einschätzung von Dieter in Ordnung: „Mehr bedeutet zu viel Umweltverschmutzung, deutlich weniger nicht ausreichend Beschäftigung.“

Wie viele Autos hält China noch aus?

Aktuell dauern behördliche Vorgänge aufgrund der Antikorruptionsmaßnahmen in China etwas länger. Der auf Lackieranlagen spezialisierte Anlagenbauer ist Marktführer und beliefert die großen Autozulieferer weltweit. „Die Automobilindustrie wächst in China deutlich stärker“, sagte Dieter. „Die Pipeline, die wir beim Bau von Fabriken sehen, ist gut gefüllt.“ Die Frage sei, wie viele Autos China noch aus aushalte. Alternative Antriebe und Spritverbrauch werden an Bedeutung gewinnen. Abgesehen vom Neugeschäft sieht der Maschinen- und Anlagenbauer auch Chancen bei Bestandskunden: „Das Modernisierungsgeschäft geht in China gerade erst los“, sagte Dieter. „Es wird auch eine weitere Welle der Automatisierung geben.“

Dass die Chinesen ihm wie anderen Maschinenbauern auch Konkurrenz machen, hält Dieter für unwahrscheinlich: „Die chinesische Regierung hat kein Interesse an einer Nische wie Lackieranlagen.“ Er würde aber keinen Werkzeugmaschinenbauer übernehmen. „Dieses Segment hat in China im Fünf-Jahres-Plan eine Top-Priorität.“ Dürr hat erst jüngst den deutschen Holz-Maschinenbauer Homag übernommen.