Die Reformen beim Automobilclub kommen voran. Das spiegelt sich auch in den wieder steigenden Mitgliederzahlen wider. Doch es gibt auch Widerstand aus den Reihen von altgedienten Funktionären.

München - Der ADAC-Präsident August Markl sollte eigentlich längst seinen Lebensabend genießen. Vor zwei Jahren musste der 68-Jährige aber die Pläne für eine Kreuzfahrt mit seiner Ehefrau unverhofft auf Eis legen und den von einem Skandal um Manipulationen beim ADAC-Autopreis Gelber Engel erschütterten Automobilclub übernehmen. Seitdem wird reformiert, und das offenbar erfolgreich. „Das Vertrauen kommt zurück“, atmet der ehrenamtliche ADAC-Chef auf.

 

Im Krisenjahr sank die Mitgliederzahl um 20 000

Im Hauptkrisenjahr 2014 hatte der Club, der zuvor jährlich um eine halbe Million Mitglieder gewachsen war, 20 000 Mitglieder verloren. Voriges Jahr kamen per Saldo dagegen 230 000 Mitglieder dazu. Ein unabhängiger Beirat hat dem tief gefallenen Club jüngst bestätigt, mit seinen Reformen auf dem richtigen Weg zu sein. Deren Kernelement ist eine Dreiteilung des undurchsichtigen Gebildes ADAC in einen Verein, eine Aktiengesellschaft nach europäischem Recht (SE) und eine Stiftung. Auch eine Compliance-Abteilung, die über die interne Einhaltung von Recht und Gesetz wacht, ist seit Oktober aktiv. SE und Stiftung werden noch 2016 gegründet.

Final absegnen sollen die nun wieder 19,15 Millionen Mitglieder die Pläne bei der Hauptversammlung im Mai in Lübeck über ihre Vertreter aus den 18 Regionalclubs. Markl ist zuversichtlich, dass das gelingt, obwohl gerade heftiger Widerspruch erklingt. Er kommt vom ehemaligen Club-Präsidenten Otto Flimm, der mit seinen 86 Jahren behauptet, niemand kenne den ADAC so gut wie er. Die geplante Dreiteilung mit betonter Trennung zwischen Ehrenamt und Wirtschaftsaktivitäten sei ein Irrweg und schädlich für die Mitglieder, wettert Flimm. Er präsentiert dazu ein Gutachten und droht mit einer Klage, falls seine Nachfolger die Reform nicht stoppen.

Von außen ist schwer einschätzbar, ob Flimm noch über eine Hausmacht verfügt. Vier Regionalclub-Vorstände weigern sich, Gesellschafter der Compliance-Abteilung zu werden, die innovativ in GmbH-Form gegossen wurde. Unter ihnen ist der Regionalclub Nordrhein, dem Markls Vorgänger Peter Meyer vorsteht. Unter ihm ist der Club in seine tiefe Krise gestürzt. Markl ficht das nicht an. Ob alle Regionalclubs Gesellschafter der Compliance GmbH sind, sei nicht wichtig. Entscheidend ist, dass sie sich alle ihrer Rechtsaufsicht unterwerfen. Hier gebe es keine Abweichler. Auch Flimm wird nicht zugetraut, die Reform zum Scheitern zu bringen. Sein Gutachten wird von der Rechtsabteilung als nicht stichhaltig und substanzarm eingeschätzt. Die angedrohte Klage ist bisher ausgeblieben.

Die ADAC-Motorwelt erscheint nur noch zehn Mal im Jahr

Ein neues Reformzeichen will der ADAC nun mit seiner Clubzeitschrift setzen, Deutschlands auflagestärkstem Magazin mit monatlich 13,8 Millionen Exemplaren. Nur noch zehnmal im Jahr soll die „Motorwelt“ erscheinen, dafür mit weniger Werbung und größerem redaktionellen Teil. Auch hier soll der Kommerz sichtbar zurückgedrängt und die Rolle des ADAC als Mitgliederverein und Verbraucherschützer wieder sichtbarer werden. Bis Mitte 2017 will Markl noch dafür sorgen, dass nichts aus dem Ruder läuft. Dann endet seine Präsidentschaft unwiderruflich. Auf das Ehepaar Markl wartet eine Kreuzfahrt.