Der fränkische Autozulieferer verkauft weniger Aktien als zunächst geplant – und das auch noch zu einem niedrigeren Preis. Dass die Emission weniger bringt als erwartet, hängt auf mit der Krise bei VW zusammen.

München - Der fränkische Automobilzulieferer Schaeffler ist mit seinem Börsengang in den Sog der VW-Krise geraten. Statt 166 Millionen Vorzugsaktien will das Familienunternehmen nun nur noch 75 Millionen Anteilsscheine an institutionelle Investoren verkaufen. Auch die Vorstellungen für den Preis pro Aktie wurden deutlich nach unten korrigiert. Der Gang aufs Parkett erfolgt jetzt im Stil einer Salami-Taktik. „Angesichts der aktuellen Marktvolatilität haben wir uns gemeinsam mit unseren Gesellschaftern dazu entschieden, die Platzierung schrittweise durchzuführen“, räumte Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld ein.

 

Er rechnet jetzt mit einem Erlös durch den Börsengang von rund einer Milliarde Euro. Das ist ein Drittel dessen, was noch vor zwei Wochen möglich schien. Die Preisspanne je Aktie haben die Franken nun auf 12 bis 14 Euro festgelegt. Daraus errechnet sich ein Unternehmenswert von knapp neun Milliarden Euro. Vor der VW-Krise hatten Börsianer dem Autozulieferer noch einen Firmenwert von rund zwölf Milliarden Euro zugestanden. Damit hat die VW-Krise Schaeffler rechnerisch rund ein Viertel an Börsenwert und Emissionserlös gekostet.

VW hat Schaeffler einen Strich durch die Rechnung gemacht

Der Konzern selbst kommentiert solche Berechnungen nicht. Intern ist aber klar, dass VW den Plänen des Schaeffler-Managements und der den Konzern kontrollierenden Schaeffler-Familie einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht hat. Vor allem Autoaktien hat der VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Dieselmotoren in den letzten Wochen in den Keller geschickt. „VW war der Auslöser“, stellt ein Insider klar. Operativ werde Schaeffler das VW-Debakel aber ohne größere Verwerfungen überstehen. Die Wolfsburger und deren Töchter sei zwar Großkunden von Schaeffler. Der Umsatzanteil liege aber unter zehn Prozent. Das Rückschlagpotential für die Franken mit gut zwölf Milliarden Euro Jahresumsatz sei begrenzt. Zudem lägen die eigenen Stärken als Zulieferer für Autobauer vor allem bei Otto- und weniger bei Dieselmotoren.

Fakt ist aber, dass die Franken nun erst einmal nicht wie geplant ein Viertel des Konzerns als Streubesitz an die Frankfurter Börse bringen sondern nur elf Prozent. Wenn sich die Börse wieder erholen sollte, stehe die Familie Schaeffler für weitere Platzierungsschritte bereit, um die ursprünglichen Ziele zu erreichen, erklärte ein Konzernsprecher. Entschuldet werden soll mit dem Emissionserlös nun erst einmal die Schaeffler AG, die das operative Geschäft trägt. Sie steht seit der 2008 kreditfinanzierten Übernahme des weit größeren Konkurrenten Continental noch mit 6,2 Milliarden Euro in der Kreide. Davon kann durch den Börsengang nun knapp eine Milliarden Euro abgebaut werden. Eine weitere Milliarden Euro Schulden soll bis 2018 durch Gewinne im operativen Geschäft getilgt werden.

Der Schuldenberg schrumpft nur langsam

An diesem Ziel hält Schaeffler fest, obwohl die VW-Krise auch operativ auf das Unternehmen durchschlagen könnte, warnen Experten. Weitere 3,6 Milliarden Euro Schulden lasten zudem auf der Schaeffler-Familienholding, bei der auch die Conti-Aktien ruhen. Die Holding kann sich durch den Börsengang nun erst einmal kaum entschulden. Statt einmal geplanter 100 Millionen Schaeffler-Aktien aus dem eigenen Bestand, trennt sich die Familie nun nur von neun Millionen Anteilsscheinen. In der Hinterhand hält die Familie eine Zuteilungsreserve von weiteren gut 24 Millionen Aktien, die den Emissionserlös im günstigsten Fall auf knapp 1,4 Milliarden Euro bringen könnte. Gelistet werden sollen die Schaeffler-Vorzugsaktien vom Freitag an im regulierten Markt der Frankfurter Börse. Ursprünglich war die Erstnotiz bereits zu Wochenbeginn geplant.