Der Stuttgarter Autobauer Daimler lässt in Amsterdam auf einer Expressbuslinie erstmals einen Stadtbus automatisiert fahren.

Stuttgart - Der Fahrzeugbauer Daimler hat in Amsterdam erstmals einen autonom fahrenden Bus im Stadtverkehr eingesetzt. Der sogenannte Future Bus hat seine Premierenfahrt auf einer 20 Kilometer langen Strecke zwischen dem Flughafen Schiphol und der Stadt Haarlem absolviert. Mit der Demonstrationsfahrt wollte Daimler unter Beweis stellen, dass die Technik funktioniert. Einen Bus mit vielen Fahrerassistenzsystemen, die letztlich das autonome Fahren ermöglichen, will der Konzern aber bis Anfang des nächsten Jahrzehnts in Serie herstellen.

 

Die Airportlinie 300 in Amsterdam ist eine Expressbuslinie, auf der die Busse mit bis zu 70 Stundenkilometern auf einer eigenen Trasse unterwegs sind; teilweise enge Kurven, Tunnel und zahlreiche Haltestellen prägen den Streckenverlauf.

Expressbuslinien sind prädestiniert für das autonome Fahren

Wolfgang Bernhard, zuständig für das Geschäft mit Lastwagen und Bussen, sagte über das autonome Fahrzeug: „Das macht den öffentlichen Nahverkehr effizienter, sicherer und leistungsfähiger, mehr Menschen können schnell, pünktlich und komfortabel von A nach B kommen. Busbetreiber, Busfahrer, Fahrgäste – alle profitieren.“ Expressbuslinien sind aus Sicht von Daimler prädestiniert für das autonome Fahren, weil sie separate Trassen sowie eigene Ampeln und Haltestellen haben. Die Stuttgarter bezeichnen sich als weltweit ersten Fahrzeughersteller, der einen Stadtbus im realen Verkehrsgeschehen automatisiert fahren lässt.

Mit der Fahrt demonstriert Daimler seinen Anspruch, nicht nur beim autonomen Fahren mit dem Lastwagen in der Branche vorne zu liegen, sondern auch bei Bussen. Die zentrale Einheit Highway Pilot im Lastwagen hat der Konzern zum City Pilot weiterentwickelt: Statt Überlandverkehr steht der Einsatz in der Stadt im Mittelpunkt, der andere Anforderungen stellt; es gibt Ampeln, Fußgänger, vorausfahrende Fahrzeuge, Tunnel, Kreuzungen und Haltestellen.

Daimler investiert 200 Millionen Euro in die Weiterentwicklung der Busse

Der Bus, bestückt mit vielen Sensoren und Kameras, fährt automatisch an, bremst an Hindernissen, steuert Haltestellen an und kommuniziert mit den Ampeln. Ein Fahrer ist auch an Bord; er überwacht das System und kann jederzeit im Bedarfsfall eingreifen. Bernhard spricht deshalb von einem teilautonomen System, weil der Fahrer voll verantwortlich bleibt und stets in der Lage ist, die Entscheidungen der Assistenzsysteme zu korrigieren. Den City Pilot bezeichnet Daimler als Meilenstein auf dem Weg zum autonomen Fahren.

Daimler will in den nächsten fünf Jahren etwa 200 Millionen Euro in die Weiterentwicklung seines Stadtbus-Programms investieren. Basis für den zwölf Meter langen Future Bus ist ein Mercedes Citaro, den Daimler als den erfolgreichsten Stadtbus der Welt bezeichnet. Das Fahrzeug soll nicht nur Technologieträger sein, sondern den Stadtbus auch durch ein neues Außen- und Innendesign attraktiver machen.

Weltweit leben immer mehr Menschen in Städten

Daimler sieht in Bussen einen Beitrag zur Lösung der künftig noch größeren Verkehrsprobleme. Gegenwärtig gibt es weltweit mehr als 1000 Städte mit mindestens 500 000 Einwohnern. Seit dem Jahr 2008 lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Die UN erwarten nach Angaben von Daimler, dass dieser Anteil im Jahr 2050 etwa 70 Prozent erreichen wird; wobei auch die Bevölkerung zunimmt. Expressbuslinien mit ihren eigenen Trassen, Ampelschaltungen, Haltestellen und speziellen Ticketsystemen könnten aus Sicht der Stuttgarter ein Ausweg aus dem drohenden Verkehrskollaps sein. Daimler gehörte vor 30 Jahren zu den Pionieren; damals wurde in Adelaide (Australien) solch ein Expressbussystem eingeführt.