Die Autoindustrie sieht im autonomen Fahren ein Megathema – nicht nur im Lkw, sondern auch im Pkw. Doch bis zum Massenmarkt ist der Weg noch weit. Und auch dann bleiben Risiken, meint StZ-Wirtschaftsredakteur Werner Ludwig.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Horrorgeschichten über Lkw-Fahrer, die während der Fahrt Mails checken, Kaffee kochen oder fernsehen, gibt es zur Genüge. Doch auch unter normalen Umständen ist es für Brummi-Lenker nicht leicht, auf stundenlangen Fahrten die volle Konzentration zu halten. Deshalb ist es wichtig, dass sich elektronische Fahrhilfen wie Spur- und Abstandshalter schnell in der Praxis durchsetzen – vor allem bei Lkws. Schwere Unfälle, bei denen Laster mit übermüdeten Fahrern auf stehende Kolonnen rasen, ließen sich so vermeiden.

 

Das Modewort „autonomes Fahren“, das derzeit Autobauer und Zulieferer umtreibt, weckt allerdings etwas zu hohe Erwartungen – woran auch die Industrie ihren Anteil hat. So verschickte Daimler anlässlich früherer Testfahrten mit autonom fahrenden Lastwagen Pressefotos, in denen der Fahrer nicht mehr am Steuer sitzt, sondern sich unterwegs mit einem Tablet-PC beschäftigt. Künftig, so war im Pressetext zu lesen, könne der Trucker sich während der Fahrt um ganz andere Dinge wie etwa Lagerverwaltung und Kommissionierung kümmern.

So weit dürfte es so schnell nicht kommen – und das ist gut so, denn auch der ausgefeilteste Autopilot könnte in eine Situationen geraten, in denen er die schnelle Unterstützung des Fahrers benötigt. Wenn dieser aber unter normalen Umständen vom Computer chauffiert wird, ist fraglich, ob er im Fall des Falles über die nötige Routine verfügt. So schön die Vision vom autonomen Fahren sein mag – die Hersteller von Lkw oder Pkw und die Politik sollten sich gut überlegen, ob es wirklich erstrebenswert ist, dass der Mensch das Steuer komplett aus der Hand gibt.