Die Stadt Ludwigsburg will in einem Testfeld ausprobieren, ob sich die technologischen Entwicklungen rund um das autonome Fahren und Parken auch umsetzen lassen. Die Fraktionen hoffen, dass die Stadt vom Land den Zuschlag bekommt.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Vielleicht sieht so die Ludwigsburger Zukunft aus: vor dem Parkhaus am Bahnhof steigt der Fahrer aus seinem Auto, übergibt sein Gefährt der Obhut von Boden- und Radarsensoren, die es zu einem Parkplatz leiten. Da niemand mehr im Fahrzeug sitzt, könnten somit auf engstem Raum viel mehr Fahrzeuge abgestellt werden. Es gäbe im Idealfall auch keine Einparkunfälle mehr. Zudem sparte der Parkhausnutzer an die 20 Minuten Zeit, wie Heinz Handtrack vom Referat Nachhaltige Stadtentwicklung schätzt, weil die Parkplatzsuche entfalle und die Parkgebühr von unterwegs per App gezahlt werden könne. Dieses Szenario ist ein Teil des Living Labs, des lebenden Labors also, das Ludwigsburg werden will.

 

Den vom Land ausgegebenen und etwas sperrigen Namen will der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec noch ändern und mit mehr Leben und Leidenschaft füllen. Auch unabhängig davon will Ludwigsburg alles daransetzen, der Ort zu werden, an dem das baden-württembergische Ministerium für Finanzen und Wirtschaft ein Testfeld für das automatisierte Fahren und Parken einrichtet. Dann könnte ein solches Szenario ab Mitte 2017 für Ludwigsburg Wirklichkeit werden.

2,5 Millionen Euro kommen vom Land

Dafür hat der Gemeinderat am Mittwochabend einstimmig grünes Licht gegeben. Die Stadt beteiligt sich an der Ausschreibung als Mitglied eines Konsortiums, zu dem noch die Universität Stuttgart und Firmen wie Bosch, Porsche und Siemens gehören. Das Land fördert das Projekt mit 2,5 Millionen Euro. Der städtische Anteil an den Kosten beträgt 250 000 Euro. Wenn klar ist, wo das Testfeld für die Erprobung der neuen Technologien im Stadtverkehr entstehen wird, können sich Forschungsinstitute, Unis und Unternehmen in einer zweiten Ausschreibung für die Erprobung jenes Testfeldes bewerben.

Neben Ludwigsburg beteiligen sich auch Karlsruhe und Ulm an der Ausschreibung. Spec glaubt aber, Ludwigsburg konkurriere auf Augenhöhe. „Wir wollen unseren Automobilherstellern und den kleineren mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit geben, im realen Stadtgebiet neue Entwicklungen auszuprobieren“, erklärt er. Das Ziel müsse jedoch sein, die Entwicklungen im Bereich von E-Mobilität und Digitalisierung so zu gestalten, dass sie den Menschen dienen. Die Datensicherheit spiele hier eine wichtige Rolle.

Es wird keine fahrerlosen Autos geben

Heinz Handtrack ist zuversichtlich, dass Ludwigsburg dem Anforderungsprofil des Landes entspreche. Es verfüge über einen Mix aus Autobahn, Landstraßen und ein Stadtgebiet mit verkehrsberuhigten Bereichen und Tunnels. Notwendig sei außerdem eine weiter wachsende Infrastruktur mit Ladestationen für den Ausbau der E-Mobilität, eine normgerechte Straßenbeschilderung, hochaufgelöste Karten für das Testfeld sowie die entsprechenden Ampelanlagen, die aber in der Stadt vorhanden seien. Da der Datenaustausch in Echtzeit erfolgen müsse, sei LTE-Mobilfunk auf neuestem Standard nötig.

Mit Argumenten wie der „Hebung der Attraktivität Ludwigsburgs“ (Klaus Herrmann, CDU), „weniger schweren Unfällen“ (Michael Vierling, Grüne), „hervorragende Partner in einem Boot“ (Margit Liepins, SPD), „ein nächster logischer Schritt“ (Reinhardt Weiss, Freie Wähler) oder schlicht „tolle Sache“ (Jürgen Eisele, FDP) stimmten alle Fraktionen zu.

Die Sorge, dass sich fahrerlose Autos durch die Stadt bewegten, entkräftet Handtrack: Es werde in der Testphase stets ein qualifizierter Fahrer mit im Auto sitzen.