Ein grausamer Leichenfund im Feuerbacher Wald hält die Mordkommission Stuttgart in Atem und führt das von der Cannstatter Autorin Anita Konstandin erdachte Ermittlerteam auf eine Spur des Grauens, die von Stuttgart bis nach Barcelona reicht.

Bad Cannstatt - „Es ist ein Schocker geworden“, sagt die Autorin Anita Konstandin über ihr neues Buch „Morgen früh, wenn Gott will“, das zugleich ihr Debüt ist. Der Schrecken beginnt, als eine Frau ihren verstorbenen Hund im Feuerbacher Wald begraben will. Sie findet eine Leiche, bei deren Anblick es den Polizisten der Stuttgarter Mordkommission die Kehle zurschnürt. Eine Vermisstenanzeige gibt es nicht, Kriminalhauptkommissarin Corry Voss und ihre Kollegen stehen vor einem Rätsel. Die Spur des Grauens führt bis nach Barcelona.

 

An allen Schauplätzen der Mörderjagd war die Cannstatter Autorin schon persönlich, nur so kann sie die Atmosphäre optimal beschreiben. Ein Kapitel spielt deshalb sogar an einem ihrer Lieblingsplätze im Stadtbezirk – der Wilhelma. Die Ortskenntnis in und um Stuttgart ist auch der Grund, weshalb sie sich für einen Baden-Württemberg-Thriller entschieden hat. Schwäbische Klischees und Dialekt sucht man hingegen vergebens. Anschaulich und lebendig zu schreiben, ist ihr Ziel, sagt die gebürtige Cannstatterin, die von jeher leidenschaftlich gerne schreibt: Bereits als Teenager hat sie Gedichte und kleine Geschichten verfasst, später als Werbetexterin gearbeitet. „Aus Freude am Schreiben habe ich vor zehn Jahren bei zwei Literaturwettbewerben mitgemacht“, erzählt Konstandin. Nie hätte sie damit gerechnet, doch ihre Kurzgeschichten kamen so gut an, dass sie veröffentlicht wurden, insgesamt zehn Beiträge der Autorin wurden seither in Krimi-Anthologien veröffentlicht. „Das hat mich beflügelt.“

So wagte sie sich nun an einen großen Text – und was für einen: Mehr als 500 Seiten stark ist ihr erster Thriller geworden. Das erfordert natürlich gute Planung, fast sei es wie Komponieren: „Nach den ersten Ideen beginnt das Plotten, also die Handlung konkret ausdenken, stichwortartig festlegen und gliedern. Ich erfinde also zuerst die Geschichte von Anfang bis Ende, denn ein Krimiplott muss gut durchdacht sein. Erst dann fange ich mit der Schreibarbeit an“, beschreibt sie.

Am kreativsten ist sie am Vormittag in einem kleinen, ruhigen Zimmer in ihrem Zuhause, in dem Werke von Cannstatter Künstlern die Wände zieren. „Das Schönste an meiner Arbeit ist, wenn ich im Schreibflow bin, also schwer konzentriert, aber leicht wie ein Vogel.“

Gewissenhafte Recherche

Und um im Bild zu bleiben: Die Ideen, sagt sie, „fliegen nur so in der Luft herum, man atmet sie ein“. Sie bekomme eher zu viel Inspiration als zu wenig: „Das Böse ist ja immer in der Nähe.“ Und während das Böse in der Realität oft nur dumm oder dreist erscheine, fasziniere es in der Kunst, in der Literatur. „Es ist menschlich, dass uns das Böse mehr interessiert als das Gute. Denn vom Bösen sind wir weiter entfernt, es ist also etwas Exotisches und das interessiert natürlich.“ Damit das Geschehen auch realistisch ist, recherchiert Anita Konstandin viel: Im Internet, in Chatforen aber natürlich auch in persönlichen Gesprächen, etwa mit Rechtsmedizinern oder Polizisten. „Teilweise war es belastend, sich mit den Themen zu befassen.“

Und wie entspannt man sich nach so hartem Tobak? Anita Konstandin liest gerne, Gegenwartsliteratur, japanische Autoren und die Werke ihrer Kollegen aus dem Silberburg-Verlag. Und sie ist gerne in Bad Cannstatt unterwegs: „Mir gefallen die Lage am Neckar, die malerische Altstadt, der Kursaal und der Kurpark.“ Und natürlich die Wilhelma, wie gesagt einer ihrer Lieblingsplätze im Bezirk: „Wäre ich nicht Krimiautorin geworden, dann Tierpflegerin in der Wilhelma!“