Volksfeststimmung, blitzende Smartphones, Eltern mit Kindern in der ersten Reihe: Das DRK spricht von einem verstörenden Einsatz mit 50 Gaffern, nachdem sich in Waldenbuch ein Auto überschlagen hat.

Waldenbuch - Ein Fahrmanöver eines 18-Jährigen hat in Waldenbuch am Donnerstagabend für Aufsehen gesorgt. Denn dieses führte dazu, dass sich das Auto überschlug und in einem Vorgarten auf dem Dach liegen blieb. Bei dem Unfall wurden der Fahrer und seine beiden Mitfahrer leicht verletzt. Es entstand ein hoher Sachschaden von 26 000 Euro. Rettungskräfte klagten über 50 Schaulustige.

 

Der 18-Jährige war an dem Donnerstag kurz nach 22 Uhr mit einem Toyota auf der Liebenaustraße unterwegs. Als er nach links in die Goethestraße abbiegen wollte, ereignete sich der Unfall. Denn dabei verlor er nach Polizeiangaben infolge nicht angepasster Geschwindigkeit die Kontrolle über das Auto. Er kam nach rechts ab und prallte zunächst gegen den Bordstein. Dann fuhr der Mann über den Gehweg und durchbrach den Gartenzaun eines Wohnhauses am Birkenwaldweg, der gegenüber der Goethestraße auf der anderen Straßenseite der Liebenaustraße liegt. Im Garten überschlug sich der Toyota und blieb auf dem Dach liegen.

Der Einsatz war wegen der Gaffer schwieriger als gedacht

Die Freiwillige Feuerwehr Waldenbuch rückte mit drei Fahrzeugen und 18 Mann Besatzung aus, um zu helfen. Auch der stellvertretende Kommandant Klaus Reis war dabei. Doch aus seiner Sicht war der 70 Minuten dauernde Einsatz nicht besonders spektakulär. Die Insassen des Toyotas hätten das Unfallauto bereits verlassen. „Wir haben für die Polizei die Unfallstelle ausgeleuchtet, damit die Beamten Spuren sichern konnten“, sagte Reis. Außerdem kümmerten sich die Feuerwehrleute um den vorbeugenden Brandschutz: „Wir haben das Auto untersucht, ob Betriebsstoffe austreten. Es war aber alles dicht.“

An dem Einsatz war auch das örtliche Deutsche Rote Kreuz beteiligt. Schließlich waren der Fahrer und die beiden 16 und 17 Jahre alten Mitfahrer bei dem Unfall leicht verletzt worden. Doch der Einsatz war aus der Sicht des stellvertretenden Vorsitzenden Björn Henzler schwieriger als gedacht. Denn die Hilfskräfte hatten mit 50 Schaulustigen zu kämpfen, die um die Unfallstelle gestanden hätten und laut Henzler zu einem „verstörenden Abend“ beigetragen hätten. Seinem Ärger machte er mit einem Brief Luft, den er auf die DRK-Internetseite stellte. „Was unsere Helfer vor Ort miterlebt haben, hat uns leider mit erschreckender Deutlichkeit gezeigt, dass die zunehmenden Berichte über Zwischenfälle mit Schaulustigen und unbelehrbaren Gaffern nicht nur Randbemerkung aus der Zeitung sind, sondern leider auch bei uns in Waldenbuch immer öfter traurige Realität sind.“

DRK beklagt sich über „Volksfeststimmung“

Henzler empörte sich, dass Schaulustige die Helfer angeschrien und behindert hätten und eine „Volksfeststimmung“ geherrscht habe. Eltern mit Kindern hätten in der ersten Reihe gestanden und Jugendliche sich zwischen Patienten, den Notarzt und das Rettungsgerät gestellt, „um zu schauen, was da los ist“. Außerdem seien die Helfer bei ihrer Arbeit von einem Blitzlichtgewitter begleitet worden. Die „Bitte, das unmoralische Filmen eines Notfalleinsatzes zu unterlassen“, habe dazu geführt, dass die Leute von woanders gefilmt hätten. „In dem Ausmaß habe ich das Gaffen nie erlebt“, sagte Henzler auf Anfrage.