In Plieningen kuscheln die Stoßstangen. Der Verkehr fließt nur zäh durch den Ortskern. Bürger erklären sich das mit der verhassten Ampelschaltung, die Stadt wiederum macht die Jahreszeit dafür verantwortlich.

Plieningen - Der Ortskern mag noch so schön saniert sein. Wenn die Fahrzeuge dort im Feierabendverkehr Stoßstange an Stoßstange stehen, sind die Autofahrer genervt. Folker Baur ist aufgefallen, dass der Verkehr in den vergangenen Wochen an der Filderhauptstraße zäher fließt als sonst. Er hat sein Geschäft an der Straße, die durch Plieningen hindurchführt. Den Stau sieht er nicht gerne. Für die Gewerbetreibenden sei es wichtig, dass ihre Geschäfte gut erreichbar sind, sagt Baur. „Wer regelmäßig im Stau steht, wenn er in Plieningen einkaufen gehen will, weicht eben auf die Konkurrenz in anderen Bezirken aus“, sagt Folker Baur. Er vermutet, dass die Ampelschaltung im Ortskern dafür verantwortlich ist, dass regelmäßig nichts vorankommt auf der Filderhauptstraße.

 

Die Bezirksbeiräte beschäftigen sich schon länger mit dem Thema Ampelschaltung. Im Frühjahr haben sie sich in einem fraktionsübergreifenden Antrag dafür ausgesprochen, dass die Ampeln an den Fußgängerüberwegen an der Schoell-, Turnier- und Goezstraße anders geschaltet werden. Lediglich auf Anforderung von Fußgängern sollten sie leuchten, forderten die Lokalpolitiker. So wollten sie Staus im Ortskern reduzieren und auch einen Beitrag gegen Luftverschmutzung in Plieningen leisten.

Busse bremsen den Verkehrsfluss

Geändert hat das geeinte Vorgehen der Bezirksbeiräte gleichwohl wenig. Einige Autofahrer kritisieren, dass neben den Signalanlagen auch die Busse der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) den Verkehr ausbremsen. Diese könnten per Funk eine Ampel nach Belieben auf Grün schalten, damit sie zügig vorankommen und ihren Fahrplan einhalten können. Aus Sicht der Kritiker stoppt die Vorfahrt für die Busse den Verkehrsfluss. Die SSB hält diese Kritik für widersinnig. „Autofahrer lieben das, weil sie hinter dem Bus dann ebenfalls rascher weiterkommen“, heißt es in einer Stellungnahme des SSB-Sprechers Hans-Joachim Knupfer.

Die Stadt hat eine andere Erklärung dafür, dass sich der Verkehr im Kern von Plieningen in jüngster Zeit öfter gestaut hat. Nicht nur in diesem Bezirk, sondern allgemein sei die Jahreszeit für das häufigere Stoßstangenkuscheln verantwortlich, sagt Wolfgang Hertkorn, der Leiter der Abteilung Verkehrsmanagement im Tiefbauamt.

Der November ist schuld

Der November habe es für die Autofahrer in sich, sagt er. „Die Autofahrer fahren gerade nachmittags langsamer, weil es schneller dunkel wird und oft schlechtes Wetter ist“, sagt Hertkorn. Schon der kurze Augenblick, in dem ein Autofahrer den Scheibenwischer anstellt, reiche aus, um die Grünschaltung der Ampel zu verpassen, meint er. Außerdem seien im November besonders viele Menschen im Auto unterwegs. „Sogar die Radfahrer steigen aufs Auto um, wenn es schmuddelig wird.“ Nicht zuletzt sei die Ferienzeit endgültig vorbei. „Und die Grippewelle hat noch nicht begonnen.“

Im Februar, meint Hertkorn, werde es besser. Dann sei es heller, und viele Leute würden Skifahren gehen. Außerdem würden dann viele mit einer Grippe im Bett liegen, die sonst gemeinsam Stau verursachen. „Die Klagen hören wir jedes Jahr. Die Menschen vergessen einfach, dass es im November immer mehr Stau gibt“, sagt Wolfgang Hertkorn.

Den Autofahrern bleibt folglich nur die Aussicht auf freiere Fahrt, wenn möglichst viele Nasen triefen.