Das Auto der Zukunft ist nicht nur einfach ein Fortbewegungsmittel, es wird neben Haus und Büro sogar zum dritten Lebensraum, weil die Vernetzung voranschreitet.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Stuttgart - Wie eine Geschäftsreise im Zeitalter der vernetzten Mobilität aussehen könnte? Bosch-Chef Volkmar Denner hat ein Beispiel parat: Als die Ausfahrt zum Flughafen bei der Geschäftsreise nach London schon in Sichtweite ist, klingelt der Postbote an der heimischen Haustür. Wenn ein smartes Auto und ein smartes Heim zusammen kommen, ist das kein Problem. Ein kurzer Videochat mit dem Postboten genügt und mittels Touchscreen lässt sich die Haustür öffnen. Nächster Halt: Flughafenparkhaus. Die Suche nach einer freien Lücke übernimmt das Fahrzeug automatisiert, während der Reisende schon die Gepäckkontrolle passiert. Nach der Landung in der britischen Metropole meldet das Smartphone „Stau auf allen Zufahrtsstraßen“ und bietet eine Alternative zum Taxi an: Mit der Bahn geht es bis zum Regents Park, wo dann schon ein Elektroauto für den Rest der Strecke reserviert ist. Was noch eine Vision ist, könnte in nicht allzu ferner Zukunft Wirklichkeit werden, denn der Trend geht hin zu Mobilitätsdienstleistungen.

 

Markt wächst 25 Prozent pro Jahr

Allein zwischen 2017 und 2022 soll der weltweite Markt für vernetzte Mobilität um jährlich 25 Prozent wachsen. Das Auto kann dann als Teil des Internets der Dinge mit anderen vernetzten Verkehrsmitteln und dem Smart Home (dem vernetzten Zuhause) kommunizieren. „Das Auto, wie wir es kennen, ist bald Geschichte“, formulierte es Denner beim Kongress der Fachzeitschrift „Automobilwoche“ in Berlin. In wenigen Jahren sei die Mobilität nahtlos vernetzt. Schon heute gebe es kaum mehr einen Neuwagen in Deutschland, der ohne Internetanbindung unterwegs sei. „Das Auto wird neben Haus und Büro zum dritten Lebensraum“, sagte Denner.

Vernetzung geht laut Bosch aber weit übers Auto hinaus und bezieht auch öffentliche Verkehrsmittel und Car-Sharing-Dienste ein. Bosch bietet beispielsweise mit dem Projekt Stuttgart Services einen Ausblick auf den Verkehr der Zukunft. Software macht es möglich, dass verschiedene Verkehrsträger vernetzt werden. Mit einer Chipkarte können so Car- und Bikesharing, Bahnen und Busse genutzt werden, zudem kann die Chipkarte auch Eintrittskarte für Schwimmbäder oder Bibliotheken sein. „Unsere Mobility Solutions sind mehr als Kraftfahrzeugtechnik“, so Denner. Man denke nicht nur Mobilität neu, sondern verknüpfe Lebenswelten der Menschen miteinander. Wenn das Auto über die Cloud mit dem Smart Home oder sogar der Smart City verbunden sei, steige der Mehrwert für jeden Einzelnen.

Mobility Solutions (früher Kfz-Technik) ist der größte Unternehmensbereich der Bosch-Gruppe. Er trug 2015 mit 41,7 Milliarden Euro 59 Prozent zum Umsatz bei.