Die Mitarbeiter des Herstellers von Geweben für Airbags befürchten den Abbau von 150 Arbeitsplätzen im Südschwarzwald. Die IG Metall droht mit einer Ausweitung der Proteste. Die Geschäftsführung sieht Chancen für erfolgreiche Gespräche.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Mit ihrem ersten Streik ist die IG Metall zwar gescheitert, dass sie weitermacht, ist aber nicht ausgeschlossen. „Wenn wir das entsprechende Urteil erhalten, werden wir auch wieder Kampfmaßnahmen ergreifen“, sagt Christian Schwaab, Sekretär bei der IG Metall in Lörrach. Die Verhandlungen zwischen der Geschäftsführung des Autozulieferers Global Safety Textiles (GST) sowie der Gewerkschaft und dem Betriebsrat um den Erhalt von Jobs ziehen sich schon länger hin, doch am Sonntag erreichte die Eskalation eine weitere Stufe: Von 22 Uhr an rief die Gewerkschaft zum Streik ab 22 Uhr auf.

 

Demonstration am Hochrhein

Bei einer Demonstration in Murg am Hochrhein, einem der drei deutschen Standorte, schwor der Erste Bevollmächtigte der Gewerkschaft, Marco Sprengler, die Mitarbeiter auf eine längere Auseinandersetzung ein: „Ich denke, wir müssen uns auf drei bis vier Wochen einstellen, bis wir eine Lösung haben“, rief Spengler den protestierenden Mitarbeitern des Herstellers von Geweben für Airbags zu, die einen Abbau von 150 der 375 Arbeitsplätze befürchten. Am selben Tag aber erklärte das Arbeitsgericht Frankfurt den Streik für unzulässig. Inzwischen wird wieder gearbeitet. Die IG Metall will nach den Worten von Schwaab möglichst noch in dieser Woche Einspruch gegen das Urteil einlegen.

Mit einem weiteren Streik nämlich will die Gewerkschaft möglicherweise ihrer Forderung Nachdruck verleihen, Mitarbeitern, die bis Ende 2025 gekündigt werden, eine Abfindung von fünf Monatseinkommen pro angefangenem Beschäftigungsjahr zu zahlen. Zudem soll eine auf drei Jahre angelegte Transfergesellschaft finanziert werden. Diese Forderungen sind dem Unternehmen zu hoch. So würde etwa ein Beschäftigter, der seit 20 Jahren im Betrieb ist, eine Abfindung von 8,3 Jahresgehältern und eine drei Jahre dauernde Anstellung in einer Transfergesellschaft, bekommen, rechnet die Geschäftsführung vor.

Laufende Projekte bleiben

Nach den Worten von Uwe Zimmermann, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, werden keine laufenden Projekte aus den Standorten im Hochschwarzwald abgezogen. Bei diesen Standorten handelt es sich neben der Zentrale in Maulburg um eine Produktionsstätte in Murg und ein Logistikzentrum in Bad Säckingen. Am Hochrhein habe das Unternehmen in 2017 fünf Millionen Euro investiert. „Wir sind auf einem guten Weg“ meinte Zimmermann zu den weiter laufenden Gesprächen mit der Gewerkschaft. Eine möglichst rasche Einigung mit der IG Metall ist ihm auch deswegen wichtig, weil die Autoindustrie aufgrund der eigenen kleinen Lager stets pünktliche Lieferungen verlangt. „Wichtig ist der Preis., wichtig ist aber auch die Liefertreue“, so Zimmermann. Airbags, für die das Unternehmen die Gewebe herstellt, werden unter anderem bei Mercedes, Ford, Volkswagen und Hyundai eingebaut. Das seit 2011 zum koreanischen Mischkonzern Hyosung gehörende Unternehmen beschäftigt weltweit rund 6000 Mitarbeiter. Große Werke gibt es in Rumänien, Mexiko und China. Maulburg bleibe die Verwaltungszentrale, außerdem Sitz für Forschung und Entwicklung, so Zimmermann.