Nijaz Hastor hat die bosnisch-slowenische ASA Prevent-Gruppe gegründet und aufgebaut. Der öffentlichkeitsscheue Konzernchef ist Deutschland schon lange verbunden.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Belgrad - Alle Räder stehen still, wenn der mächtige Zulieferer es will. Das Rätselraten um die bosnisch-slowenische ASA Prevent-Gruppe, die dem Weltkonzern VW das Leben so schwer macht, ist groß. Doch obwohl Firmengründer und Eigentümer Nijaz Hastor als der reichste und erfolgreichste Unternehmer in Bosnien und Herzegowina gilt, lässt sich die Biografie des zwar preisgekrönten, aber eher öffentlichkeitsscheuen Konzernchefs nur bruchstückhaft rekonstruieren. Sicher ist paradoxerweise eins: Der Aufbau seines verschachtelten, in 15 Staaten und vier Kontinenten operierenden Firmenimperiums war und ist seit Jahrzehnten mit VW und Wolfsburg eng verbunden.

 

Hastor führt sein Imperium gemeinsam mit seinen nicht minder medienscheuen Söhnen Kenan und Damir. Ein wenig mehr Aufschluss über den beruflichen Werdegang des heute 65-jährigen Firmengründers gibt ein Protokoll des Ausschusses für öffentliche Auszeichnungen des Kanton-Parlaments in Sarajevo vom April dieses Jahres. Am 1. Januar 1951 im ostbosnischen Ustipraci geboren absolvierte er demnach seine Schulausbildung in der nahen Provinzstadt Gorazde.

Unmittelbar nach dem Abschluss seines Ökonomie-Studiums 1974 in Sarajevo fand Hastor eine erste Anstellung beim bosnischen Automobilwerk TAS: In Lizenz fertigte das Werk von 1972 bis zum Ausbruch des Bosnienkriegs 1992 VW-Modelle, zunächst den Käfer, danach den Golf und den Caddy.

Mit einer Handvoll Mitarbeitern gründete Hastor 1995 die ASA-Gruppe, 1999 Prevent

Als TAS-Direktor soll Hastor an fast allen Verhandlungen mit VW beteiligt gewesen und 1989 – noch vor dem Kriegsausbruch – zeitweise ganz nach Wolfsburg übergesiedelt sein. „Dies war der Beginn einer ganz neuen Geschichte – produktionstechnisch und menschlich“, so seine von dem Ausschussprotokoll zitierte Biographie: „Diskret und langsam aber sicher begann er mit dem Aufbau der ASA Prevent Gruppe.“ In seiner bosnischen Heimat begann der umtriebige Hastor unmittelbar nach Kriegsende zu investieren. Mit einer Handvoll Mitarbeitern gründete er 1995 dort zunächst die ASA-Gruppe, 1999 das auf Sitzbezüge spezialisierte Prevent. Von Modetextilien, über Polstermöbel und Jachten bis zu Autobremsen reicht mittlerweile das Sortiment der Prevent-Töchter.

Doch vor allem als Sitzbezuglieferant der Auto-Industrie hat sich das weltweit 14 000 Mitarbeiter zählende Unternehmen einen Namen gemacht, das allein in Bosnien 6500 Menschen Arbeit und Brot gibt.

Allein die bosnische Prevent-Tochter wies laut Forbes im letzten Jahr einen Umsatz von umgerechnet 771 Millionen Konvertibler Mark (385,5 Millionen Euro) auf – und rangierte damit auf der Liste der größten heimischen Privatunternehmen wieder einsam an der Spitze.

Der verschachtelte Konzern hält sich bedeckt

Nur für seine Stiftung zur Förderung bosnischer Talente durch Studienstipendien oder für sein Werk in Srebrenica scheint das Unternehmen gezielt die Öffentlichkeit zu suchen. Ansonsten hält sich der verschachtelte Konzern beim weltweiten Kaufen und Abstoßen von Töchtern und Subunternehmen wie bei der Übernahme der deutschen Car Trim bedeckt.

Sohn Kenan Hastor ist auch Geschäftsführer von Tahoe Investors, einer Beteiligungsgesellschaft, die den deutschen Küchenhersteller Alno mit einer Finanzspritze von 20 Millionen Euro unter die Arme gegriffen hat. Trotz aufwendig gemachter Internetseiten zeichnen sich auch die Prevent-Töchter durch Verschwiegenheit aus. Dass die Auseinandersetzung von Prevent mit VW in Bosniens Medienwelt bislang eher bescheidene Wellen schlägt, hat denn auch mit der wortkargen Informationspolitik des größten Privatunternehmens des Landes zu tun.

Laut den „zugänglichen Informationen“ handle es sich dabei um einen „isolierten Fall“, der die Produktion in Bosnien und Herzegowina nicht betreffe, so die Auskunft des Unternehmens gegenüber dem Webportal „klix.ba“.