Fünf Wochen war Aygül Aras wieder für den Verein Freunde helfen Freunden in der Südosttürkei. Die Situation der Bevölkerung sei furchtbar, sie selbst wurde mehrere Stunden verhört.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Waiblingen - Sie ist kein Mensch der lauten Töne. Aber Aygül Aras ist couragiert – und vor allem konsequent, wenn es um das Schicksal ihrer Landsleute in der Südosttürkei geht. „Sie sagen: uns hat man vergessen, es ist gut, wenn du unsere Stimme im Westen bist“, erzählt die Waiblingerin, die vom 31. Mai bis 10. August wieder in die Städte Cizre und Dersim gereist ist, um für den Verein Freunde helfen Freunden Hilfsgüter zu organisieren. Insbesondere in Cizre, einer Grenzstadt zum Irak am Tigris, sei die Situation fürchterlich. „Die Altstadt ist praktisch komplett verschwunden. Und darüber werden jetzt neue Häuser gebaut. Es soll alles verschwinden“, sagt Aras.

 

Zwei Stunden Verhör durch die Polizei

Darüber, das heiße auch über Kellern wie jenem, in dem im Februar 2016 vom Militär 60 Menschen getötet worden waren. Berichte über die brutalen, bürgerkriegsartigen Kämpfe gingen um die Welt. „Ich habe eine Familie besucht, die noch im Nachbarhaus wohnte. Der Zugang und die Sicht zu dem Keller waren verstellt. Die Leute haben mir jedoch erzählt, dass dort immer noch Leichen gefunden worden sind“, berichtet Aras. In Cizre herrsche seit dem Ausnahmezustand permanent Angst. „Sobald die Ausgangssperre beginnt, gehen Soldaten und Polizisten auf den Straßen herum. Sie klopfen an Türen und versetzen die Leute in Angst und Schrecken.“

Sie habe sich mit ihrem deutschen Pass sicher gewähnt, sagt die Waiblingerin. „Allerdings sind wir zwei Stunden von der Polizei verhört worden, als wir nach Roboski gefahren sind, wo 34 Menschen bei einem Bombardement der türkischen Luftwaffe im Dezember 2011 ums Leben gekommen waren.“ Die Polizei sei überall, sie kontrolliere genau, wer zu wem in welches Haus gehe. „Wer von einer Stadt zur anderen fährt, wird sofort angehalten und befragt.“