Das Kulturlabor bleibt bis Ende Mai mit Veranstaltungen, Workshops und Konzerten am Azenberg.

Stuttgart - Auf gut 150 Quadratmetern haben sich in den vergangenen anderthalb Jahren einige Kulturschaffende ein Labor eingerichtet. In verschiedenen Räumen, auf verschiedenen Ebenen, drinnen wie draußen wurde gebastelt, musiziert und informiert, Bier getrunken und – was man in einem Labor eben tut – experimentiert. Dementsprechend haben die Macher ihren Verein in der ersten Sitzung dann auch benannt: Kulturlabor.

 

Die Räume, die sie für ihren Verein gefunden haben, waren ein echter Glücksgriff. Es handelt sich tatsächlich um ein ehemaliges Labor, um die des ehemaligen Gesundheitsamtes. „Als wir eingezogen sind, standen hier noch Schränke mit Gefäßen in den Räumen“, erzählt Esra Milch vom Kulturlabor. Dann haben die Mitglieder erst einmal das Gesundheitsamt gefragt, wie gefährlich die Zwischennutzung eines ehemaligen Labors tatsächlich sein könnte. „Doch keiner von uns ist krank geworden“, sagt sie lachend.

Vereine mit wenig Geld haben es schwer

Nach solchen Räumen hätten sie lange suchen müssen. Vereine mit wenig Geld haben es sehr schwer. „Aber wir wollten unbedingt etwas mit viel Platz, wo sich jeder austoben kann“, sagt sie. „Freiraumgedanken“, fasst es ihr Vereinskollege Jan Dietz zusammen. „Wir möchten eine Plattform bieten für Kreative.“ Kunst- und Kulturförderung, das sei das Ziel ihres Vereins – und das ohne Altersbeschränkung und über Genres hinweg. Auch die Mitglieder selbst kommen aus ganz unterschiedlichen Fachgebieten. Esra Milch etwa ist Studentin der Sozialwissenschaften, Jan Dietz arbeitet in der Druckvorstufe.

Das ehemalige Gesundheitsamt befindet sich auf dem gut 10 000 Quadratmeter großen Azenberg-Areal, das seit anderthalb Jahren nicht nur vom Verein Kulturlabor, sondern auch von anderen Künstlern übergangsweise kreativ genutzt wird. Das Skateboardmuseum hat dort eine neue Heimat gefunden, ebenso ein Club, der für kurze Zeit zur Feieradresse schlechthin geworden war. Der Heidelberger Investor, die Epple Projekt GmbH, plant auf dem Gelände den Bau von Wohnungen. Bis es soweit ist, kümmern sich Alexander Matthies und Thorsten Brose um die Zwischennutzung des riesigen Areals im Stuttgarter Norden.

Zum zweiten Mal Vertrag verlängert

Wenn die Mitglieder des Vereins auf die zurückliegenden anderthalb Jahre blicken, sind sie selbst erstaunt, was dort alles entstanden ist. Es gab Ausstellungen von Studenten der Kunstakademie, auch an der Langen Nacht der Museen hat sich das Kulturlabor beteiligt. Flohmärkte sind veranstaltet worden, ebenso wie Konzerte und ein Sommergrillfest mit Viva con Agua.

Eigentlich sollte damit Ende vergangenen Jahres Schluss sein, doch dann kam die erste Verlängerung und dann, vor wenigen Tagen, die zweite. Jetzt darf auch das Kulturlabor bis Ende Mai drin bleiben. „Das kommt für uns ganz überraschend“, sagt Jan Dietz. Viele hätten ihre Sachen schon abgeholt, etwa der Schreiner, der dort unter anderem Workshops für Kinder gemacht hat, auch der Fahrradmechaniker, der jeden Sonntag kostenfrei an kaputten Rädern geschraubt hat. Einzig die kleine Bibliothek, die der Gegenkulturverlag eingerichtet hat, ist noch einigermaßen erhalten. In einem kleinen Raum kann man sich auf die Stühle setzen und in den Büchern schmökern.

Bei einem schnell einberufenen Treffen hat sich das Kulturlabor am Mittwochabend an die Veranstaltungsplanung gemacht. Schon bald soll wieder Leben in die Laborräume einkehren. Wie es Ende Mai weitergeht? „Wir sind dringend auf der Suche nach neuen Räumen für unseren Verein“, sagt Benjamin Vamosi. Auch wenn die Räume kleiner werden sollten.

Der nächste Termin ist am  27. April.  Los geht es um 12 Uhr in der Seestraße 77 mit einer Trash Boutique, ab 16 Uhr gibt’s Musik und Stärkung im Kulturlabor in der Wiederholdstr. 15

Mehr Infos findet ihr auf der Internetseite