Ein Investor will das seit gut zehn Jahren leer stehende Geschäftshaus am Obstmarkt in Backnang umbauen. Ein Schandfleck in der Innenstadt soll verschwinden.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Die Backnanger Einkaufsinnenstadt sei vital, sagte Oberbürgermeister der Frank Nopper kürzlich im Gemeinderat, „und sie ist in den letzten Jahren noch vitaler geworden“. Der „aktuelle Belegungsstand mit Einzelhandelsflächen“ sei gleichbleibend gut. Für die Zukunft zeichne sich sogar noch eine Tendenz nach oben ab, frohlockte der Schultes.

 

Die sogenannte Passantenfrequenz in der Innenstadt habe 2012 in Vergleich zum Jahr zuvor um durchschnittlich 14 Prozent zugelegt, mancherorts – etwa im Biegel-Areal – sogar noch deutlich mehr. Frank Nopper erwartet, dass „neue Bauprojekte die Attraktivität spürbar erhöhen werden“. Das aktuell wohl wichtigste Vorhaben in der City ist die Wiederbelebung eines seit mehr als zehn Jahren    leer stehenden Geschäftshauses am Obstmarkt. Viele Backnanger Bürger spotten schon lange – ihnen gefällt der hässliche Betonklotz überhaupt nicht. Nopper erklärte jetzt im Gemeinderat, dass der Eigentümer und der Investor im März diesen Jahres loslegen wollten mit den Bauarbeiten. Dann werde beim Obstmarkt „ein Kran im Stadtbild auftauchen“. Das Objekt sei „voll platziert“, heißt es in den Unterlagen, die die Stadträte ausgehändigt bekamen, will heißen: die Flächen aller Geschosse des Gebäudes sind bereits vermietet.

„Die Leerstandsquote ist weiter sehr niedrig.“

Der kommunale Wirtschaftsförderer Ralf Binder und der Leiter des Stadtplanungsamts, Stefan Setzer, berichteten von insgesamt acht leer stehenden Geschäften in der Innenstadt – das seien zwar zwei mehr als 2011, die sogenannte Leerstandquote sei aber „weiter sehr niedrig“, die Nachfrage nach Verkaufsfläche sehr rege, sagte Binder. Backnang verzeichne keine Abwanderungen in andere Städte oder in die Gewerbegebiete. Es gebe kaum dauerhafte Leerstände und deshalb auch keine sogenannten Trading-down-Effekte, also keine Gegend in der City, in der es fast nur Ramschläden gibt. Binders Fazit: „Die Innenstadt ist für den Einzelhandel und für viel Kunden attraktiver geworden.“

Mit Blick auf die Zählung der Passanten sagte Binder indes auch: „Nach Ladenschluss ist Schluss.“ Spätestens wenn die Geschäfte dicht machen, sei in Backnang nur noch wenig los. Die neuen Geschäfte im wiedereröffneten Schweizerbau würden von den Kunden gut angenommen, der Biegel indes verharre „trotz einer Frequenzzunahme insgesamt immer noch auf zu niedrigem Niveau“. Binder und Setzer empfehlen, auch künftig „zugkräftige“ Marken- anbieter nach Backnang zu holen und „ergänzende Nutzungen aus den Bereichen Bildung, Kultur, Wohnen und Gastronomie“. Ganz wichtig seien einheitliche Ladenöffnungszeiten.

Fachleute setzten auf die Bildungshaus auf dem Postplatz

Konkret setzen die beiden Fachleute unter anderem auf das besagte Projekt am Obstmarkt und auf das geplante Geschäftshaus in der Grabenstraße. Sehr wichtig sei auch das Bildungshaus auf dem alten Postareal, über das seit Jahren gesprochen wird. Dieses Projekt ist aber längst noch nicht in trockenen Tüchern.

Die Stadträte zeigten sich ganz zufrieden mit dem Status quo in Sachen Einzelhandel. Heinz Franke erklärte nach dem Bericht der beiden Fachleute: „Das ist sehr positiv.“ Er wiederholte seine alte Forderung nach Verkehrsbeschränkungen in der Grabenstraße, die von vielen Fußgängern angenommen wird. Setzer sagte zu, dass man sich Gedanken darüber machen werde, „den Durchgangsverkehr rauszunehmen“. OB Nopper indes sprach lediglich von einem „theoretischen Ansatz“. Ein Durchfahrtsverbot sei nämlich letztlich kaum zu kontrollieren.