Der Bildungsträger BBQ bietet eine Ausbildung zum Haustechniker für Menschen an, die aus gesundheitlichen Gründen ihren erlernten Beruf nicht mehr ausüben können, wie etwa Dieter Wellschmidt. Der frühere Glaser und Fensterbauer arbeitet jetzt in einem Backnanger Seniorenheim.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Backnang - Die Aussage des Arztes sei unmissverständlich gewesen: „Wenn Sie weiter in Ihrem Beruf arbeiten, ist die nächste Operation sicher“, erinnert sich Dieter Wellschmidt. Nach fast 40 Jahren Arbeitsleben als Glaser und Fensterbauer sei es ihm sehr schwer gefallen, damit aufzuhören. „Es war das Gewicht der Scheiben, zum Schluss dreifach verglast – viel Gewicht, aber wenig Effekt.“ Ein Bandscheibenvorfall zwang den 56-Jährigen schließlich aufzuhören. Doch was jetzt?

 

„Ich hatte schon lange damit geliebäugelt, als Haustechniker in einem Seniorenheim zu arbeiten. Ich war ja oft beruflich in solchen Häusern.“ Durch einen Berater der Rentenversicherung sei er auf die Ausbildung zum Technischen Hauswart bei BBQ (Berufliche Bildungsqualifikation) in Ludwigsburg gestoßen. Heute arbeitet Wellschmidt im Seniorenheim Am Aspacher Tor in Backnang. Und ist sichtlich zufrieden mit seiner Beschäftigung.

Die Kursteilnehmer erwerben viele Qualifikationen

„Der Kurs hat es in sich“, betont Dieter Wellschmidt. Zehn Monate dauert die Ausbildung, umfasst verschiedene Qualifikationen wie Elektrik und Sanitärkenntnisse, die geprüft werden. „Danach sieht man alles mit Strom etwas anders. Ich hab ja bisher zu Hause alles mit 220 Volt selbst gemacht, aber 600 Volt sind schon was anderes. Da bekommt man nicht nur eine gewischt“, sagt Wellschmidt, der durch den Kurs zudem geprüfter Aufzugswärter und Sicherheitsbeauftragter ist. „Das sind Qualifikationen, die wir bei Haustechnikern voraussetzen müssen“, sagt Christine Mohr, die Hausleiterin des Seniorenheims in Backnang. Kennengelernt hat sie Dieter Wellschmidt, als er ein Praktikum im Rahmen des Kurses bei der Evangelischen Heimstiftung absolvierte, zu der das Seniorenheim gehört. Vermittelt hatte BBQ die Praktikumsstelle.„Es war schnell klar, dass Herr Wellschmidt gut zu unserem Team hier passt“, sagt Christine Mohr.

„Die Praktika während der Kurse sind sehr wichtig. Wir nutzen unser Netzwerk, um die Teilnehmer mit potenziellen Arbeitgebern zusammenzubringen“, sagt Harald Daumüller, der das Projekt in Ludwigsburg leitet. Bisher sei es die einzige Einrichtung dieser Art. Seit 2012 gibt es das Angebot und Daumüller kann eine beachtliche Liste von ehemaligen Teilnehmern zeigen, die heute in Einrichtungen aller Art und Größe arbeiten, von Schulen über Sport- und Veranstaltungsstätten, Wohnheime und Wohnanlagen bis zu Einkaufszentren und Hotels. Allerdings sei das Angebot bei den zuständigen Beratungsstellen noch nicht bekannt genug.

Bei der Agentur für Arbeit hat sich das Angebot noch nicht herumgesprochen

„Bei der Agentur für Arbeit hat man mir nichts davon gesagt, die kannten das nicht“, sagt Augusto Legittimo, der einer der derzeitigen 16 Teilnehmer des Kurses ist und wie Wellschmidt ein Praktikum im Haus Am Aspacher Tor macht. Der 48-jährige Trockenbauer kann ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf nicht mehr ausüben. „Ich bin auch erst durch einen Berater der Deutschen Rentenversicherung an BBQ und die Qualifikation verwiesen worden. Ich habe bisher mehrere Zertifikate bekommen, die ich gut gebrauchen kann. Die Weiterbildung kann ich nur empfehlen“, sagt Augusto Legittimo.

Allerdings ist die QtH (Qualifizierung technischer Hauswart) nicht für alle Berufsunfähigen geeignet. „Es kann vorkommen, dass die gesundheitliche Einschränkung zu groß dafür ist“, sagt Harald Daumüller. Deshalb spreche er mit jedem Kandidaten ausführlich, bevor der Kurs beginne. Außerdem brauche es einen „Sponsor“ wie die Rentenversicherung, denn die Kosten für den umfangreichen Kurs seien hoch. Die nächste QtH-Qualifizierung beginnt im kommenden Jahr am 27. Februar.