Die Stadt Backnang missachtet beim Projekt Annonay-Garten den Hochwasserschutz und muss nachbessern. Das hat OB Frank Nopper jetzt zähneknirschend eingeräumt. Der geplante Eröffnungstermin Anfang September soll aber gehalten werden.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Der Annonay-Garten in Backnang nimmt langsam Gestalt an. Das künftige Wahrzeichen steht bereits: ein großes Klettergerüst in Form eines Heißluftballons. Schon bald sollen auf dem Gelände, auf dem einst das längst geschleifte Hallenbad stand, Kinder herumtollen und Spaziergänger schlendern.

 

Die geplante Eröffnung am ersten Wochenende im September sei ungefährdet, erklärte der Backnanger Bürgermeister Michael Balzer jetzt im Gemeinderat. Damit reagierte der zweite Mann im Rathaus auf die Kritik des lokalen Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Nach Einschätzung des Vorsitzenden des BUND, Andreas Brunold, handelt die Stadt nämlich „klar rechtswidrig“. Die Kommune habe mit der Auffüllung des Geländes, auf dem der Park entsteht, gegen den Hochwasserschutz verstoßen.

Stadt will in der Nähe des Freibads Retentionsfläche schaffen

Die Stadtverwaltung hat eingeräumt, dass Brunold nicht falsch liegt. Oberbürgermeister Frank Nopper erklärte im Gemeinderat: „Ja, Asche auf unser Haupt. Wir haben – formal betrachtet – einen Fehler gemacht.“ Einen Fehler indes, der den Bürgern und den Anwohnern bei Hochwasser keinen Schaden zufügen könne. Dieser formale Fehler, so Nopper, „wäre in wenigen Jahren durch den Bau des Hochwasserrückhaltebeckens Oppenweiler geheilt worden“. Dann nämlich, so der Stadtchef, stehe eine zusätzliche Fläche bereit, in die das Hochwasser abfließen könne.

Das Problem beim Annonay-Garten ist offenbar die Uferpromenade, die an einigen Stellen zu niedrig ist und die überschwemmt werden könnte. Jetzt soll nachgebessert werden. Die Stadt werde in der Nähe des Freibads zusätzliche Retentionsfläche schaffen, erklärte der Leiter des Stadtplanungsamts, Stefan Setzer. Dort entstehe ein sogenanntes Überflutungsvolumen von rund 180 Kubikmetern. Damit, so die Einsachätzung der Stadtverwaltung, sei die Kommune aus dem Schneider. Der Bau des Annonay-Gartens soll knapp eine Million Euro kosten. Das Klettergerüst ist eine Hommage an die französische Partnerstadt Annonay, in der die Erfinder des Heißluftballons gelebt haben. In den Beeten sollen Rosen wachsen, die den Namen Ville d’Annonay tragen, und Kiefern – wie in Frankreich.

Der Park kostet rund eine Million Euro

Die Murrstadt will mit dem zentral gelegenen Park den Menschen den direkten Zugang zur Murr ermöglichen, zwei Wege sollen zum Ufer führen. Neben Parkbänken ist außerdem ist eine Parcoursanlage geplant, auf der sich die sportlichen Besucher des Gartens austoben können. Die Stadt hat angekündigt, dass der Park vermutlich schon vor der offiziellen Eröffnung Anfang September fertiggestellt sein dürfte, vermutlich zum Beginn der Sommerferien.

Zunächst hatte die Verwaltung rund 1,5 Millionen Euro für den Park mitten in der Stadt ausgeben wollen. Das war den Stadträten dann doch zu viel gewesen. Deshalb hatten sie das Konzept abspeckt. Land und Bund tragen nun etwa die Hälfte der Baukosten – also rund eine halbe Million Euro.

Künftig zuhören – Martin Tschepe kommentiert

Zugegeben, der Vorsitzende des Backnanger Bunds für Umwelt und Naturschutz kann einem gehörig auf die Nerven gehen. Andreas Brunold schießt mitunter auch mal über das Ziel hinaus. Bei vielen Neubauprojekten haben der engagierte Herr Professor und seine Mitstreiter vom BUND Backnang in den vergangenen Jahren protestiert. Beim Bau eines Geschäftshauses an der Murr zum Beispiel und beim Bau des neuen Hallenbads. Bis dato haben der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper und seine Kollegen der Verwaltungsspitze Andreas Brunolds mitunter beißende Kritik abgetan – Motto: der Mann ist doch gegen alles.

Das sollten sie künftig nicht mehr tun. Zähneknirschend hat der OB jetzt im Gemeinderat eingeräumt, dass die Stadt beim Projekt Annonay-Garten einen Fehler gemacht hat, angeblich nur einem formalen Fehler. Nopper und Co. sollten künftig besser zuhören, wenn die Umweltschützer Kritik an Neubauprojekten in der Stadt vorbringen und den BUND einbeziehen.

Wie es in der Sache Annonay-Garten nun weiter geht? Das bleibt abzuwarten. Einiges spricht dafür, dass die zuständigen Behörden sich mit dem Vorschlag der Stadtverwaltung zufrieden geben, dass es ausreichen dürfte, wenn die Kommunen andernorts an der Murr Retentionsfläche für ein mögliches Hochwasser schafft – als Ausgleich für das verloren gegangene Areal, auf dem nun der Park entsteht.