Die Deutsche Telekom will das lokale Backnanger Internet in Schwung bringen und bereits 2014 im gesamten Stadtgebiet neue Glasfaserkabel verlegen lassen. Die Kommunalpolitiker jubeln.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper spricht in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend von einem „Sieben-Meilen-Schritt“, der die Murrstadt quasi in ein neues Zeitalter der Internet-Kommunikation katapultieren werde. Der Glücksbringer, der sich kürzlich bei der Stadtverwaltung gemeldet hat, ist ein ehemaliges Staatsunternehmen, das nicht immer für schnelle Entscheidungen bekannt ist: die Deutsche Telekom GmbH. Das Unternehmen hat jetzt völlig überraschend angekündigt, dass die Internetinfrastruktur bereits im kommenden Jahr im gesamten Stadtgebiet „spürbar verbessert“ werden soll.

 

Nopper redet sich schier in einen Rausch, sagt, dass die Geschwindigkeit der Datenübertragung in den bereits sehr gut ausgestatteten Bereichen sehr gut bleibe, sich „in den bisher gut versorgten Bereichen drei- bis vierfach“ verbessern werde und sich in den „bisher schlecht ausgestatteten Bereichen zehnfach verbessere“. Die Befürchtungen der Kommunalpolitiker, dass sich in den nächsten Jahren gar nichts tun werde, falls die Stadt nicht selbst viel Geld bereitstellt, hätten sich „eindrucksvoll widerlegt“, so der OB. Erst im Februar dieses Jahres hatten die Gemeinderäte zähneknirschend beschlossen, dass Backnang rund zwei Millionen Euro investiert.

Die Stadt muss sich nicht an den Kosten beteiligen

Es war geplant, auf Kosten der Kommune Leerrohre sowie Breitbandkabel im Boden zu verlegen und eine „Glasfaser-Basisinfrastruktur“ zu schaffen. Der Wirtschaftsbeauftragte der Stadt, Ralf Binder, hat damals erklärt, dass die Stadt wohl oder übel einen „inneren Ring und Stichleitungen“ verlegen lassen müsse. Andernfalls werde der private Markt nicht in Schwung kommen. Diese Planungen und die Kosten für die Realisierung der Arbeiten sind nun zur Freude der Kommunalpolitiker obsolet.

Die Stadt müsse sich nicht an den Investitionskosten beteiligen, versichert Nopper. Während der aufwendigen Erdarbeiten in gesamten Stadtgebiet sei allerdings mit zusätzlichen Personalkosten in Höhe von 30 000 bis 40 000 Euro zu rechnen. Die Bürger müssten mit „weit mehr als 100 Aufgrabungen und Baulöchern“ rechnen. Das sei lästig, störend, aber unvermeidbar.

Keine Umbauarbeiten an den Häusern erforderlich

Joachim Otto von der Telekom verspricht, dass mindestens 90 Prozent aller Haushalte und Firmen von den Verbesserungen profitieren könnten, vermutlich sogar deutlich mehr. Niemand werde indes gezwungen, einen neuen Vertrag abzuschließen. Die meisten Kunden könnten mit 25 beziehungsweise 16,7 Megabit pro Sekunde rechnen, was ausreiche, um drei Fernsehgeräte mit HD-Technik zeitgleich laufen zu lassen. Umbauarbeiten in den Häusern seien nicht erforderlich. Manche Kunden müssten sich neue Endgeräte kaufen und dafür 100 bis 150 Euro ausgeben. Auch anderen Gemeinden im Ortsnetz mit der Telefonvorwahl 07191, Allmersbach im Tal, Auenwald und Weissach im Tal, sollen von den Verbesserungen profitieren.

Die meisten Stadträte, die sich zu Wort melden, sind sehr zufrieden mit der neuesten Entwicklung. Volker Schwarze (CDU) sagt allerdings auch: „Der Ausbau ist bitten notwendig.“ Bislang sei die Netzqualität eine „Entwicklungsbremse für die Gewerbegebiete. Heinz Franke (SPD) spricht von „einem kleinen Wunder“. Otto erklärt auch auf Nachfrage nicht, wie viel Geld das Unternehmen in Backnang verbuddelt. Das Ziel sei, den Mitbewerbern, speziell Kabel-BW, Kunden abzujagen.