Ein psychisch kranker Mann hat bis in den Sommer 2015 hinein Passanten auf Backnanger Straßen geschlagen, bespuckt oder zu Boden gestoßen. Das Landgericht Stuttgart befindet nun darüber, ob er dauerhaft untergebracht wird.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Backnang - Mit entwaffnender Offenheit spricht der Beschuldigte über sein Treiben und warum er das alles macht. „Ich bin halt immer frech“, sagt der 24-Jährige, der seit der Kindheit psychisch krank und laut einer Unterbringungsverfügung der Staatsanwaltschaft schwachsinnig ist. Wenn er jemanden ärgern wolle, dann mache er das. So mehrfach geschehen zwischen August 2014 und vergangenen Juli. In diesem Zeitraum hat er mehrere Passanten in Backnang ohne Anlass drangsaliert. Das Landgericht Stuttgart hat nun bis Mitte Februar zu entscheiden, ob er dauerhaft in einer Psychiatrischen Klinik untergebracht wird, da er eine Gefahr für die Allgemeinheit darstelle.

 

Die Befragung gestaltet sich schwierig

Die Befragung des Mannes ist nicht leicht. „Bitte möglichst kleinteilige Fragen stellen“, sagt sein Verteidiger Jens Rabe. Er und die Betreuer, die den Mann aus der Psychiatrischen Klinik Weissenau bei Ravensburg zum Prozess begleitet haben, helfen ihm ab und zu durch einen Hinweis weiter. Oder bremsen seinen Elan, wie der Vorsitzende Richter, da der 24-Jährige meint, er habe einer Frau die Einkaufstasche nicht nur entrissen, sondern diese auch noch mitgenommen. „Da erinnern Sie sich nicht richtig. Die Tasche lag doch danach noch da“, korrigiert der Richter.

Warum er der Frau, neben der er am 18. August vergangenen Jahres in einem Bus gesessen hatte, beim Aussteigen die Tasche wegreißen wollte? „Ich wollte sie ärgern, ich bin halt immer frech.“ Da die Frau nicht loslassen wollte, versetzte ihr der 24-Jährige einen Stoß, der sie zu Boden gehen ließ. Als der Busfahrer einschritt, beruhigte sich der Mann, der damals in einer Wohngruppe lebte und wohl auch eine Zeit lang obdachlos gewesen ist. Mehre Vorfälle, die sich in Backnang auf der Straße abspielten, sind Gegenstand des Verfahrens. So soll er auch einer 15-Jährigen heftig am Zopf gezogen haben, eine Radfahrerin angespuckt und später ebenfalls zu Boden gestoßen haben.

Der Beschuldigte macht den Eindruck eines Kindes

Vor Gericht macht der 24-Jährige den Eindruck eines kleinen Kindes. So erzählt er ganz unbefangen, dass er auch in der Klinik Mitbewohner „ärgere“, wenn die Betreuer Pause machten. „Wenn der mich nach einer Zigarette fragt, schlage ich den“, berichtet er über einen anderen Patienten. Ob das alles stimmt, ist zweifelhaft. So behauptet er auch, in der Klinik würden Zigarillos verteilt, wenn die Zigaretten ausgingen.

„Ich muss halt andere Leute ärgern“, sagt er ein ums andere Mal. „Ist Ihnen vielleicht langweilig“, will der Vorsitzende Richter wissen. „Kann ich nicht sagen.“ Nur eines scheint für ihn sicher zu sein. Auf die Frage, ob er denn jetzt anständig sein wolle, antwortet er ganz ernst: „Nee, ich hab’s nicht vor. Bei mir geht das nicht.“