Vertreter des Einzelhandels und Stefan Sedelbach, Inhaber von Cool-Tours Stattreisen-Stuttgart, hatten die Idee eines Western-Weihnachtsmarkts auf dem Cannstatter Marktplatz entwickelt. Das Vorhaben ist aber wohl nicht genehmigungsfähig.

Bad Cannstatt - Der Cannstatter Marktplatz harrt seit der Verhängung des Parkverbots durch die Gemeinderatsmehrheit einer dauerhaften Belebung. Vertreter des Einzelhandels und Stefan Sedelbach, Inhaber von Cool-Tours Stattreisen-Stuttgart, hatten die Idee eines Western-Weihnachtsmarkts entwickelt. Vom 30. November bis zum 31. Dezember sollten auf dem Cannstatter Marktplatz Riesenhut-Tipis mit kostenlosem Bühnenprogramm aufgebaut werden, ferner ein Saloon, ein Bar-Bus namens Bob und ein Hüttendorf. In einem Wettbewerb sollten Hufeneisen, Lassos, Schwämme, Ringe, Bälle und Hüte geworfen werden und ein Wettmelken stattfinden.

 

Daraus wird wohl nichts, obwohl damit viele neue Besucher in den Stadtbezirk hätten gelockt werden können, der Reiseveranstalter aus Stuttgart-Münster den Besuch in Kombination mit einer 1,5-stündigen Altstadtführung bereits im Internet bewirbt und sich auch ohne Genehmigung so sicher fühlte, dass er schon in die Infrastruktur investiert haben soll. Der Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats nahm am Freitag die von der Rathausspitze und der Märktegesellschaft artikulierte ablehnende Haltung ohne großen Widerspruch zur Kenntnis. Märkte-Chef Axel Heger hatte deutlich gemacht, dass der an drei Tagen in der Woche veranstaltete Wochenmarkt Priorität genieße; dies zumal er wegen des Rathausumbaus in den vergangenen zweieinhalb Jahren nur eingeschränkt stattgefunden habe.

Der Erste Bürgermeister Michael Föll (CDU) sagte, er lasse es nicht zu, dass der Wochenmarkt „kaputt gemacht“ werde. Ohne Konstanz in diesem Bereich würden Besucher und Beschicker auf Dauer wegbleiben. Föll wunderte sich über das ungeschickte Vorgehen der Veranstalter: Wer fünf Wochen einen zentralen Platz belegen wolle und bis zu 100 000 Besucher erwarte, hätte sich rechtzeitig um Akzeptanz in der Umgebung und in der Verwaltung bemühen müssen.

Fläche wäre zu groß

Dass dies im konkreten Fall schief gelaufen sei, müssten sich die Veranstalter zuschreiben; zumal es sich um erfahrene Geschäftsleute handele. Es erging deshalb der Appell an Bezirksvorsteher Thomas Jakob, mit den Einzelhändlern – und womöglich einem Altstadtmanager – zusammenzusitzen und für die Zukunft eine Strategie für die Marktplatznutzung zu erarbeiten.

Heger sagte, der Western-Weihnachtsmarkt sei schon aufgrund der benötigten Fläche nicht genehmigungsfähig. Es würden laut Plan große Teile des Marktplatzes sowie Brandschutzzonen belegt. Ein Verkauf an Sonn- und Feiertagen wäre nur zulässig, wenn die Veranstaltung als Markt genehmigt würde – das sei aber allein wegen der fehlenden überregionalen Bedeutung ausgeschlossen.

Auch ihn ärgert „die unglückliche Vorgehensweise“. Erst Ende Juli sei ihm das Vorhaben präsentiert worden, über fünf Wochen lang die Marktplatzflächen von 13 der 26 Obst- und Gemüsehändler zu beanspruchen. Nach der gestrigen Sitzung hieß es, eine Ablehnung sei wahrscheinlich.

Stadtrat Robert Kauderer (Freie Wähler) sagte, die Sache sei gründlich schief gelaufen, aber vielleicht gebe es doch noch einen Kompromiss. Wie der aussehen könnte, „weiß ich aber auch nicht“. Andrea Münch zog dasselbe Fazit; für sie ist der Wochenmarkt ein „Alleinstellungsmerkmal“. Joachim Rudolf (CDU) betonte dagegen , der Weihnachtsmarkt wäre für die Einzelhändler eine Chance, neue Kunden zu gewinnen. Marita Gröger (SPD) sagte: „Der Marktplatz gehört allen.“ Und: „Miteinander reden hilft.“ Sie mahnt Augenmaß an, nachdem ihr zu Ohren gekommen war, dass eine Musikbühne auf- und abgebaut habe werden müssen, weil sie an einem Wochenende den Platz von zwei Marktständen blockiert hätte. Bernd Klingler (FDP) verwies auf seine Forderung von vor zwei Jahren, einen Altstadtmanager zu finanzieren. „Mit ihm wäre diese Panne nicht passiert.“