Der frühere Kurbetriebs-Chef der Stadt Bad Wurzach im Kreis Ravensburg hat vor dem Amtsgericht Wangen unter anderem die Fälschung mehrerer Urkunden eingeräumt.

Bad Wurzach - Er führte jahrelang einen Doktortitel und zwei Uni-Abschlüsse, die er eigentlich gar nicht hatte: Der frühere Kurbetriebs-Chef der Stadt Bad Wurzach (Kreis Ravensburg) hat vor dem Amtsgericht Wangen die Fälschung mehrerer Urkunden eingeräumt. Bei seiner Anstellung als Geschäftsführer des Betriebs im Jahr 2015 habe er entsprechende Universitäts-Zeugnisse eingereicht, die er bereits Jahre zuvor mithilfe von Korrekturflüssigkeit und einer Schreibmaschine selbst erstellt habe, sagte der 60-Jährige zum Prozessauftakt am Dienstag. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann unter anderem Betrug und den Missbrauch von Titeln vor.

 

Demnach behauptete der 60-Jährige, Diplompsychologe, Diplom-Kaufmann und Doktor der Wirtschaftswissenschaften zu sein. Nach Zweifeln an seinen Angaben beschloss der Gemeinderat im August 2016 seine Entlassung (Az.: 3 Ls 31 Js 13771/16).

Er sei aus „dieser Nummer“ nicht mehr herausgekommen

Um die Hintergründe der Täuschung zu erklären, holte der Beschuldigte vor Gericht weit aus. Er habe in den 80er-Jahren ein Studium begonnen, aber nie abgeschlossen, sagte er. Seine Mutter habe die lange Studienzeit vor Verwandten damit gerechtfertigt, dass ihr Sohn promoviere. „Ich habe das damals einfach so unkommentiert stehen gelassen.“ Diese erste Lüge habe sich fortgesetzt und schließlich sei er aus „dieser Nummer“ nicht mehr herausgekommen, sagte der Mann.

Als die Personalabteilung bei seiner ersten Anstellung in einer Unternehmensberatung Nachweise forderte, machte er sich nach eigenen Angaben daran, die Dokumente zu fälschen. Das sei viel Arbeit gewesen, sagte er am Dienstag. Warum er neben dem Diplom-Kaufmann auch noch einen Abschluss in Psychologie vortäuschte, wollte der Vorsitzende Richter Peter Pahnke wissen. „Das war ein damaliger Anflug von Größenwahn“, antwortete der Angeklagte, der in verschiedenen Anstellungen und als Freiberufler arbeitete.

In Bad Wurzach gab es schon wenige Monate nach der Einstellung des 60-Jährigen Zweifel an seinen Angaben. Mehrere Ärzte des Kurbetriebs hatten nach eigenen Recherchen Anzeige gegen ihn erstattet. Diese internen Ermittlungen hätten aber nichts mit einer fachlichen Unzulänglichkeit zu tun, sagte der Angeklagte, der mehrfach auf seine beruflichen Erfahrungen in der Gesundheitsbranche hinwies und Zweifeln von ehemaligen Mitarbeitern an seiner Kompetenz widersprach.

Strittig war zum Prozessauftakt auch die Frage nach dem Schaden, der durch den 60-Jährigen entstanden ist. Laut Staatsanwaltschaft bezog der Mann während seiner Anstellung insgesamt ein Gehalt von rund 106 000 Euro - dem widersprach der Anwalt des Angeklagten, der von weniger Geld ausgeht. Der Prozess wird am 7. April fortgesetzt.