Ein neuer Atlas im Internet gibt Auskunft darüber, wo sich in Baden-Württemberg Erneuerbare Energien lohnen. Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) stellte die Plattform am Mittwoch in Stuttgart vor.

Stuttgart - Der Ausbau der Windkraft im Südwesten ist nach Einschätzung von Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) trotz einiger Anlaufschwierigkeiten auf gutem Weg. Derzeit gebe es eine Planungs- und Genehmigungsphase. „Die können und wollen wir nicht überspringen“, sagte er am Mittwoch in Stuttgart. Für 2014 rechne er mit einem Boom beim Windkraftausbau. Untersteller machte die schwarz-gelben Vorgängerregierungen für den schwierigen Anlauf verantwortlich. Diese hätten „keinerlei Vorarbeiten“ hinterlassen, sagte der Minister bei der Vorstellung einer neuen Plattform im Internet, die Potenziale für Erneuerbare Energien ausweist.

 

Bürger können in dem Potenzialatlas erfahren, ob auf dem Dach ihres Hauses eine Photovoltaik-Anlage Sinn macht. Mit diesem Angebot sei Baden-Württemberg bundesweit Vorreiter, sagte Untersteller. Kommunen erhalten erste Hinweise auf Flächen, die besonders interessant für Windkraftanlagen sein könnten. Die Potenziale für Wasserkraft sind für das Einzugsgebiet des Neckars ausgewiesen - Rhein und Donau sollen später dazukommen. Untersteller sagte, der Atlas solle nicht die konkrete Planung der Kommunen vor Ort ersetzen. Aber er zeige, wo sich eine vertiefte Planung besonders lohnen könne.

Vor einigen Tagen war heftig über die Gründe für den langsamen Ausbau der Windenergie im Ländle diskutiert worden. SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel hatte den Landräten vorgeworfen, den Ausbau der Windkraft zu blockieren. Der Minister für den Ländlichen Raum, Alexander Bonde (Grüne), machte daraufhin in einem Schreiben an die Landratsämter klar, dass grundsätzlich auch Landschaftsschutzgebiete als mögliche Standorte für Windkraftanlagen infrage kämen. Einige Landräte hatten dies anders gesehen. Hingegen hatte die CDU der Landesregierung vorgeworfen, ein Planungs- und Genehmigungschaos geschaffen zu haben, das den Ausbau der Windkraft behindere.

Im Südwesten gibt es derzeit rund 400 Windkraftanlagen

Grün-Rot hatte zum Jahresbeginn das Landesplanungsgesetz geändert, um den Ausbau zu beschleunigen. Damit wurden die bis dahin zuständigen Regionalverbände teilweise entmachtet. Untersteller bekräftigte das Ziel, bis 2020 rund zehn Prozent des Stroms über Windkraft zu produzieren. Bis dahin sollen etwa 1000 neue Anlagen entstehen. Der neue Atlas weise ein Gesamtpotenzial von rund 4100 Windkraftanlagen in besonders windreichen Gebieten aus. Darunter seien Flächen für gut 2800 Anlagen, für die keine Einschränkungen für den Bau bekannt seien. Untersteller räumte aber ein, dass es noch Datenlücken gebe zu Tierarten, die empfindlich auf Windkraftanlagen reagieren. Dafür seien die Vorgängerregierungen verantwortlich.

Derzeit gibt es im Südwesten rund 400 Windkraftanlagen. Baden-Württemberg liegt damit im Vergleich der Bundesländer bei der Windkraft ganz hinten. Bei der Genehmigung muss geprüft werden, wie sich die Anlagen auf streng geschützte Fledermaus- und Vogelarten auswirken können. Zudem gibt es unter anderem Vorbehalte der Bundeswehr, die die Tiefflugschneisen für Hubschrauber beeinträchtigt sieht. Hier stehen nach Angaben von Untersteller noch Gespräche mit Standortkommandeuren und dem Verteidigungsministerium an.

Baden-Württemberg will im Jahr 2020 insgesamt rund 38 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien gewinnen. Zehn bis zwölf Prozent sollen über Sonnenkraft gewonnen werden, etwa zehn Prozent aus Windkraft. Die restlichen Anteile sollen auf Biomasse, Wasserkraft und - zu einem geringen Anteil - auf Geothermie entfallen.