Ein Grüner wird Chef der Standortwerber von BWI – und ein CDU-Mann Co-Chef? Das scheint sich die Koalition nun doch nicht zu trauen. Die Suche nach einem Geschäftsführer wirkt jedenfalls ergebnisoffen. Ein starkes Indiz: die beauftragte Personalberatung.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Thomas Strobl ließ die Frage ins Leere laufen. Ob die Landes-CDU bald einen neuen Geschäftsführer brauche, weil der amtierende Karriere bei der Wirtschaftsfördergesellschaft des Landes, Baden-Württemberg International (BWI), mache? Der Parteichef gab sich dazu bei einer CDU-Pressekonferenz ahnungslos, der neben ihm sitzende Generalsekretär Manuel Hagel antwortete nur ausweichend: Als CDU-Manager mache Florian Weller einen hervorragenden Job. Weller selbst, der ebenfalls vorne saß, sagte gar nichts zu etwaigen Wechselplänen.

 

In der Südwest-CDU wurde er freilich heiß gehandelt für den zum Jahresende frei werdenden Posten in der BWI-Geschäftsführung. Den bekomme die Partei zum Ausgleich dafür, hieß es, dass die Grünen mit ihrem Ex-Abgeordneten Kai Schmidt-Eisenlohr den künftigen Chef der Standortwerber stellen dürften. Für den 41-jährigen Juristen Weller, der 2012 bei der Nominierung als Bundestagskandidat unterlegen war, sei das doch eine schöne Aufgabe. Doch eine solche Nebenabrede der Koalitionspartner, versicherte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), gebe es nicht. Nach der Kritik von Wirtschaft und Opposition an der Ablösung des bisherigen BWI-Chefs Jürgen Oswald (SPD) und der Kür Schmidt-Eisenlohrs wollten die Regierenden nicht schon wieder der Postenmauschelei geziehen werden.

Fällt am Donnerstag die Entscheidung?

Inzwischen läuft die Suche nach einem Nachfolger für Herbert Bossinger, der Ende des Jahres als Mitglied der BWI-Geschäftsführung ausscheiden sollte. Einiges spricht dafür, dass das Verfahren diesmal wirklich ergebnisoffen ist. Die Position wurde auf verschiedenen Jobportalen ausgeschrieben: Gesucht wird eine Führungskraft mit Erfahrungen in der Wirtschaftsförderung sowie betriebswirtschaftlichen und juristischen Kenntnissen. Eine Personalberatung wurde eingeschaltet und eine Findungskommission gebildet. Deren Vorauswahl wird an diesem Donnerstag dem Aufsichtsrat präsentiert.

Das stärkste Indiz, dass dieses Mal nicht gemauschelt wird, ist die Wahl der Personalberatung: Es handelt sich um Odgers Berndtson aus Frankfurt – und nicht wie bei der letzten Chefsuche um Dr. Heimeier & Partner aus Stuttgart. Damals, 2012, filterten die Berater unter Dutzenden von Bewerbern für die geplante BWI-Doppelspitze genau jenes Duo heraus, das Grüne und SPD von Anfang an im Blick hatten: den Grünen Ex-Landeschef Andreas Braun und den SPD-Ministerialbeamten Jürgen Oswald; nach Gerangel um die Nummer eins zog Braun später zurück.

Nur ein teures Scheinverfahren?

Es war nicht das erste Mal, dass der Heimeier-Mann das Wunschergebnis lieferte: Auch im Auftrag des einstigen FDP-Ministers Dirk Niebel empfahl er einst die zuvor ausgeguckte Liberale für einen Chefposten. Bei BWI witterte die Opposition prompt ein teures Scheinverfahren, was der damals zuständige SPD-Minister Nils Schmid freilich empört zurückwies. Natürlich sei es das gewesen, gestehen führende Grüne heute hinter vorgehaltener Hand. Da sei es doch ehrlicher, Posten wie im Fall von Schmidt-Eisenlohr direkt zu vergeben, wenn man von einer Person überzeugt sei.

Wenn der neue BWI-Chef sein Amt Anfang 2017 antritt, wird er den Geschäftsführer Bossinger übrigens noch antreffen. Es sei vereinbart, dass dieser noch einige Monate länger bleibe, bestätigt eine BWI-Sprecherin. So wolle man einen „reibungslosen Übergang“ sicherstellen.