Neun Schienenverkehrsunternehmen, das Land und die Region Stuttgart sind Gesellschafter der Baden-Württemberg-Tarif-GmbH. Die erste Stufe des landesweiten Fahrscheins im Nahverkehr startet im Dezember 2018, Ende 2021 soll das Angebot komplett sein.

Stuttgart - Im Dezember 2018 soll die erste Stufe des Landestarifs gelten. Dann kann Baden-Württemberg-weit verbundübergreifend mit einem Ticket die Zugfahrt und die anschließende Fahrt mit Bussen und Bahnen am Ankunftsort absolviert werden. Damit will das Land den Tarifdschungel im öffentlichen Nahverkehr mit 22 Verkehrsverbünden und den Bahntarifen lichten. Mit im Boot ist auch der Verband Region Stuttgart. Er wird mit fünf Prozent Gesellschafter der Baden-Württemberg-Tarif GmbH und finanziert jährlich 100 000 Euro. Das hat die Regionalversammlung am Mittwoch beschlossen.

 

GmbH wird am 6-. November gegründet

Die neue GmbH, die am 6. November gegründet wird, soll am 1. Januar 2018 an den Start gehen. Das Land (44 Prozent) und die Region (fünf Prozent) halten als Besteller des Schienenpersonennahverkehrs dann zusammen 49 Prozent, 51 Prozent übernehmen neun Verkehrsunternehmen von der Abellio Rail über die Bodensee-Oberschwaben-Bahn und die DB Regio bis zur Württembergischen Eisenbahngesellschaft, sie bieten in mehreren Verbünden Schienenverkehr an. „Mit dem einheitlichen Landestarif wird der öffentliche Personennahverkehr attraktiver, und wir können neue Fahrgäste für den ÖPNV gewinnen“, sagte der regionale Wirtschaftsdirektor Jürgen Wurmthaler, der den Verband im Aufsichtsrat vertreten wird. Was im VVS-Gebiet seit fast 40 Jahren gelinge, könne auch im Land möglich sein.

Notwendig ist der Landestarif auch deshalb, weil zahlreiche Regionalverkehrslinien ab 2019 nicht mehr von der Bahn-Tochter DB Regio, sondern von privaten Verkehrsunternehmen übernommen werden, im Stuttgarter Netz beispielsweise von Abellio und Go Ahead. Der Landestarif wird damit auch den Tarif der Deutschen Bahn für den Regionalverkehr in Baden-Württemberg ablösen. Über die Fahrpreise werden allein die Verkehrsunternehmen entscheiden, die sich aber an die Entwicklung des Verbraucherpreis- und des Verkehrsindex halten sollen.

Vollständiges Angebot bis Ende 2021

Während in der ersten Stufe nur Fahrten, die am Bahnhof mit dem Zug beginnen und dann gegebenenfalls am Ankunftsort mit Bussen und Bahnen fortgesetzt werden, im neuen Tarif enthalten sind, soll er Ende 2021 vollumfänglich gelten. Will heißen: Der Dachtarif gilt flächendeckend für alle verbundübergreifenden Fahrten – also von der Bushaltestelle in Mannheim zum dortigen Hauptbahnhof, die Fahrt mit dem Zug nach Stuttgart und die Weiterfahrt mit S-Bahn, Stadtbahn oder Bus zum Daimlermuseum. Für Fahrten innerhalb der Verbünde ändert sich nichts. Dort werden die jeweiligen Tarife auch weiterhin gelten. Zunächst soll mit Einzel- und Rückfahrscheinen gestartet werden, bevor dann in der zweiten Stufe bis Ende 2021 alle üblichen Tarifangebote des BW-Tarifs, also auch Tages-, Wochen-, Monats- und Jahreskarten angeboten werden. Nach den Vorstellungen des Landes soll sich der Tarif selber tragen.

In ihrem Beschluss legen die Regionalpolitiker aber fest, dass die Finanzierung des Landestarifs nicht zulasten der Region geht. Der jährliche Zuschuss von 100 000 Euro darf nur parallel zu den Lebenshaltungshaltungskosten steigen. Mögliche wirtschaftliche Nachteile für die Verkehrsunternehmen, also geringere Einnahmen, bei der Einführung des Landestarifs sollen durch das Land ausgeglichen werden. Trotz dieser Unwägbarkeiten sieht der Regionalverband vor allem einen strategischen Vorteil, mit in der GmbH zu sitzen: Weil der BW-Tarif Einfluss auf die Fahrgeldeinnahmen habe und auch in der von der Region verantworteten S-Bahn gelte, sei es wichtig, angemessen beteiligt zu sein, so Wurmthaler. Verbünde wie der VVS sind über einen Kooperationsvertrag eingebunden.