Am Samstag ist der letzter Tag. Die Filiale der Bäckerei Veit am Moltkeplatz schließt. Künftig wird hier Lidl seine Weckle verkaufen. Das Verkäuferinnen-Team von Veit nimmt Abschied von den Kunden. Die Frauen wären gern geblieben.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Morgen ist ihr letzter Tag. Besonders der Abschied von den Kolleginnen fällt Leonora Neagoe schwer. Sechs Jahre lang hat sie die Filiale der Bäckerei Veit am Moltkeplatz geleitet. Nun schließt der Laden. Am Samstag werden die letzten Weckle über den Tresen gereicht. „Wir waren immer ein gutes Team. Alle sind gern zur Arbeit gekommen.“

 

Seit einiger Zeit wissen auch die Kunden Bescheid, ein Zettel informiert über die Schließung am 25. April um 14 Uhr. Viele drücken ihr Bedauern aus – nicht bloß, weil ein Bäcker mit breitem Sortiment verschwindet, sondern auch wegen des freundlichen und vertrauten Personals. „Brot schneiden ist auch heute umsonst“, ruft Neagoe einem Stammkunden zu. Eine ihrer Kolleginnen kritzelt ihre private Telefonnummer über die Theke und reicht sie einer Kundin, die drum bat, „damit wir in Kontakt bleiben“.

„Wir wären gerne geblieben, aber Lidl braucht den Platz jetzt selbst“, erklärt der Leiter der Standortsicherung bei der Firma Bäckerhaus Veit, Michael Krug. Künftig wird ein Lidl-Backshop in dem Laden an dem Verkehrsknotenpunkt Schwab-/Bebelstraße residieren. Der Discounter unterhält nebenan eine seiner Filialen und hatte die Räumlichkeiten zehn Jahren an Veit vermietet. Man habe, heißt es aus der Pressestelle von Lidl, „den Vertrag mit der Bäckerei Veit im Einvernehmen beendet“.

Lidl will nun selbst frische Backwaren ins Sortiment nehmen und erweitert baulich. „Lidl ist dauerhaft bestrebt, sein gesamtes Filialportfolio qualitativ und quantitativ weiterzuentwickeln. Auch in Stuttgart-West in der Schwabstraße wollen wir uns bedarfs- und zielgruppengerecht ausrichten und planen die Einrichtung einer Backstation mit Tiefkühl- und Vorbereitungsraum“, teilt Petra Trabert von der Lidl-Pressestelle auf Nachfrage mit. Man befinde sich derzeit in der Planungsphase, einen Eröffnungstermin könne man noch nicht nennen.

Allerdings steht das Backportfolio bereits fest: Neben Brötchen würden mehrere Brotsorten angeboten, Croissants, Brezeln und Süßgebäck, lässt die Pressestelle verlautbaren. Auf ein so breites Angebot wie bisher muss die Kundschaft am Moltkeplatz künftig verzichten, Lidl bietet eher Backbasics. Allerdings finden sich im fußläufigen Umfeld eine Reihe weiterer Bäckereien wie etwa Lang, Hanser Bäck, die Backstube Back und Snack oder das Backparadies Monese.

Für die Bäckerei Veit mit ihren insgesamt 58 Läden zwischen Stuttgart, Bad Urach, Kirchheim/Teck und Tübingen ist der Verlust einer Filiale zwar bedauerlich, aber verschmerzbar. „Durchschnittlich eröffnen wir vier neue Läden im Jahr“, sagt Krug. In unmittelbarer Nähe zum Moltkeplatz sei allerdings derzeit nichts Neues geplant. Man habe kein passendes Ladengeschäft gefunden, so Krug. Allerdings ist die nächste Veit-Filiale im Rewe-Markt an der Schwabstraße nicht so weit entfernt.

Leonora Neagoe und ihre acht Kolleginnen werden künftig in anderen Filialen von Veit Backwaren verkaufen. „Keine verliert ihren Job“, sagt Neagoe. Aber als Team werden sie wohl nicht mehr zusammenkommen. Neagoe wird eine Stelle in einer Filiale außerhalb Stuttgarts antreten. Allerdings mag sie die Hoffnung nicht ganz fahren lassen, dass Veit in der Nähe doch noch einen Laden findet. „Man weiß ja nie.“