Vor vier Jahren sind herrenlose Güterwaggons in den Bahnhof Stuttgart-Feuerbach gekracht. Die Untersuchung des Unfalls durch die Behörden stockt allerdings. Unser Kommentator Wolf-Dieter Obst ist über den Umgang mit dem Fall fassungslos.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Vielleicht hätte man alles irgendwie erklären können. Etwa, dass es zu viele Bahnunfälle mit aufwendigen Ermittlungen gebe und zu wenig Personal. Dass man Prioritäten setzen müsse und deshalb manche Gutachten länger dauerten als üblich. Doch die Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle des Bundes zuckt nur mit den Schultern.

 

Herrschte nach dem Bahnunfall am 30. November 2012 in Feuerbach erst Erleichterung, weil der Aufprall von tonnenschweren herrenlosen Güterwaggons im Bahnhof Feuerbach niemanden verletzt hatte – so macht einen der Umgang mit dem Fall nunmehr nur noch fassungslos. Für die Bundesbehörde ist dies nicht einmal ein schwerer Unfall, der einen Untersuchungsbericht wert wäre. Als ob man es mit einer Weichenstörung zu tun gehabt hätte. So stehe es eben in der EU-Sicherheitsrichtlinie, heißt es.

Hier sind offenbar die Maßstäbe entgleist

Zu diesem Trauerspiel passt auch der Umgang mit dem Schaden. Ein Betroffener, dessen Auto durch Steinbrocken demoliert wurde, musste für den Schaden von 11.500 Euro über seine eigene Vollkaskoversicherung aufkommen. Denn die Bahn haftet höchstens bis zu einem Betrag von 300.000 Euro. So steht es im Haftpflichtgesetz. Da aber bei 670.000 Euro Gesamtschaden noch andere Geschädigte mit höheren Ansprüchen bedient werden müssen, hat der Betroffene eben Pech gehabt. Ein Treppenwitz, dass es sich bei den anderen Geschädigten um Töchter der Bahn handelt.

Man muss den Eindruck gewinnen, dass hier offenbar die Maßstäbe entgleist sind. Wer Untersuchungen nach einem solch ernsten Zwischenfall über vier Jahre verschleppt, fördert weder das Vertrauen in die Ermittlungsbehörden – noch in die Bahnsicherheit.

wolf-dieter.obst@stzn.de