Die Bahn reagiert auf die zunehmende Konkurrenz der deutlich preiswerteren Fernbusse, die immer mehr Fahrgäste abwerben. Endlich regiert die Bahn, meint StZ-Korrespondent Thomas Wüpper.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Für weniger als zehn Euro im Fernbus quer durch Deutschland – mit solchen Lockangeboten werben derzeit viele der neuen Busunternehmen. Der Preiskampf ist gnadenlos, und er trifft auch die Deutsche Bahn (DB). Denn im Vergleich zu den Tiefpreisen auf der Straße wird nun vielen Reisenden klar, wie kräftig der Schienenkonzern seit Jahren besonders bei ICE-Angeboten zulangt. Der Erfolg der Fernbusse zeigt, dass die Bahn vielen Menschen schlicht zu teuer geworden ist.

 

Misere selbst verschuldet

Diese Misere hat die DB-Spitze selbst verschuldet. In den letzten zehn Jahren gab es keinen großen Fahrplanwechsel, an dem die Bahn nicht an der Preisschraube nach oben gedreht hat. Um deutlich mehr als ein Drittel sind die Fahrpreise seither gestiegen, doppelt so stark wie das allgemeine Preisniveau, wie Kritiker zu Recht monieren. Hinzu kommen versteckte Zuschläge, so ist die beliebte Bahncard 50 inzwischen fast doppelt so teuer wie noch Anfang des Jahrtausends. Kein Wunder also, dass Kunden billigere Alternativen suchen. Weitere hausgemachte Probleme verschärfen die Lage des Konzerns. So ist das Tarifsystem immer noch undurchsichtig und verwirrend, die Pünktlichkeit der Fernzüge lässt stark zu wünschen übrig und Angebotskürzungen wie die geplanten Kappungen von Auto- und Nachtzügen vergraulen auch treue Stammkunden.

Ein Kurswechsel ist überfällig. Die Bahn muss preiswerter, pünktlicher und attraktiver werden. Der erstmalige Verzicht auf weitere Preiserhöhungen im Fernverkehr, die Streichung des unsinnigen Schalterzuschlags von fünf Euro sowie der Ausbau von Angeboten wie W-Lan im Zug sind erste Schritte, die längst überfällig sind. Viele Fernbusse bieten kostenloses W-Lan für alle Fahrgäste. In der 2.Klasse im Zug warten Reisende dagegen weiter auf solche Anschlüsse, die Arbeit und Unterhaltung auf längeren Fahrten einfacher machen. Es gibt noch viel zu tun für Konzernchef Rüdiger Grube. Es hilft nichts, über die Konkurrenz zu lamentieren. Am Zug ist auch die Politik. Wer Billigkonkurrenz auf der Straße zulässt, muss auch für faire Wettbewerbsbedingungen sorgen – sonst könnte die neue Ära der Fernbusse wie schon in anderen Ländern einen weiteren Niedergang des Schienenverkehrs auf Kosten der Steuerzahler und der Umwelt befördern.