Verspätete Zuglieferungen und Qualitätsmängel schaden dem Schienenverkehr. Die Zughersteller müssen ihre Probleme endlich in den Griff bekommen, meint Thomas Wüpper.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Veraltete und volle Züge, ausgedünnte Fahrpläne, viele Verspätungen – im deutschen Schienenverkehr gibt es wahrlich viel Verbesserungsbedarf. Meist bekommt die Deutsche Bahn als führender Anbieter die Schelte, wenn wieder mal eine Zugreise eher eine Zumutung als ein Vergnügen war. Besonders im Regionalverkehr knirscht es vielerorts gewaltig.

 

Doch nicht immer ist allein der Staatskonzern für die Probleme verantwortlich. Vielmehr ist ein erheblicher Teil der Schuld bei der Bahnindustrie zu verorten, die immer wieder Schlagzeilen wegen Liefer- und Qualitätsproblemen macht. Immerhin: Die Unternehmen Siemens, Alstom und Stadler schaffen es inzwischen, die Nachbestellungen bewährter Zugmodelle halbwegs pünktlich abzuliefern, wie eine interne DB-Liste zeigt. Dagegen lösen der vormalige Marktführer Bombardier und neue ausländische Lieferanten beim Staatskonzern anhaltende Enttäuschung aus. Ob der kanadische Bombardier-Konzern, dem in Deutschland sieben Werke gehören, seine Probleme mit der laufenden Umstrukturierung endlich in den Griff bekommt, bleibt abzuwarten.

Der Preiskampf führt dazu, dass illusorische Liefertermine zugesagt werden

Bisher lehrt die Erfahrung, dass die ständigen kostengetriebenen Umstrukturierungen die Zuverlässigkeit der Lieferanten drastisch verringert haben. Der heftige Preiskampf um neue Aufträge, der seit der Liberalisierung der Bahnindustrie vor mehr als zwei Jahrzehnten tobt, führte zudem dazu, dass Hersteller teils völlig illusorische Liefertermine zusagten.

Der frühere Bahn-Chef Rüdiger Grube zog die richtige Konsequenz aus den Liefer- und Qualitätsdebakeln der hiesigen Anbieter und ließ erste Zugaufträge nach Polen und Tschechien vergeben. Leider erfüllen auch Pesa und Skoda bisher die Erwartungen nicht, es gibt ebenfalls drastische Verzögerungen von fast drei Jahren, bis die bestellte Fahrzeuge endlich kommen.

Die Bahn sollte Schadenersatz mit aller Konsequenz durchsetzen

In vielen Regionen müssen Bahnfahrer deshalb jahrelang auf versprochene neue Züge warten, die teils längst in Betrieb sein sollten. Bei ausgelieferten Fahrzeugen gab und gibt es zudem teils massive Mängel. Das ist eine ärgerliche Entwicklung, die dem Schienenverkehr insgesamt schadet. Es wird höchste Zeit, dass die Bahnindustrie ihre Probleme endlich in den Griff bekommt.

Die geplante Fusion der Bahnsparten von Alstom und Siemens könnte aber eher neue Unruhe und Verwerfungen bringen. Die DB sollte Schadenersatz für Mehrkosten umso mehr mit aller Konsequenz durchsetzen. Lieferverzug und Qualitätsmängel dürfen im Interesse von Reisenden und Steuerzahlern für unzuverlässige Zughersteller nicht folgenlos bleiben.