Ein Brennpunkt ist der Bahnübergang in der Flattichstraße in Münchingen nicht wirklich. Trotzdem muss nun in Sachen Sicherheit nachgebessert werden – wegen des Eisenbahngesetzes.

Korntal-Münchingen - Wenn es um die Sicherheit geht, muss in Kategorien des zwar seltenen, aber vorstellbaren Ernstfalls gedacht werden. Für den Bahnübergang in der Flattichstraße in Münchingen heißt das: was ist, wenn sich zwei dreiachsige Müllfahrzeuge begegnen? Dann, so kam schon bei einer Untersuchung im Jahr 2014 heraus, ist die Sicherheit am Bahnübergang nicht gewährleistet, weil der Übergang im Fall des Falles nicht mehr rechtzeitig geräumt werden könnte. Nun hat die Verwaltung im Gemeinderat eine Idee vorgestellt, wie die Sicherheit an den Schienen in der Flattichstraße verbessert werden kann.

 

Als verkehrstechnischer Brennpunkt lässt sich der betreffende Übergang nur schwerlich bezeichnen. „Es ist wohl so sicher, dass in 100 Jahren nichts passiert“, sagte Martin Hönes (CDU). Nichtsdestotrotz: „Es ist Gesetz.“ Was juristisch Pflicht ist, lässt sich im Allgemeinen Eisenbahngesetz (AEG) nachlesen. Danach ist die Sicherheit der Eisenbahninfrastruktur im laufenden Betrieb zu gewährleisten. Auf dass das klappt, muss mit Eventualitäten geplant werden.

In den Blick geraten ist bei der Untersuchung vor zwei Jahren der Übergang in der Pflugfelder Straße in Münchingen – und eben in der Flattichstraße ein paar Straßen weiter. Der Entwurf, den die Stadt, die Württembergische Eisenbahngesellschaft (WEG) – der Betreiber der Strohgäubahn – sowie das Stuttgarter Büro Pöyry erstellt haben, sieht einerseits bauliche Änderungen vor. Auch der Verkehr soll anders geregelt werden. Problematisch sind nach Auffassung der Planer vor allem die Abbiegeregelungen. Danach kann es im Moment passieren, dass ein Fahrzeug auf den Schienen warten muss, um ein anderes passieren zu lassen. Auch ein Stau wäre dann denkbar. Wer Vorfahrt hat, wird deshalb für die Zukunft neu festgesetzt.

Problematische Abbiegeregelungen

Während die Szenarien, die der Sicherheitsplanung zugrunde liegen, bei normalen Autos häufig unproblematisch sind, muss auch bei längeren und breiteren Fahrzeugen gewährleistet sein, dass die Kreuzung stets rechtzeitig frei ist. Denn der Bremsweg der Strohgäubahn liegt laut dem Eisenbahnbetriebsleiter Dietmar Litterscheid von der WEG bei 400 Metern. Durch Münchingen fährt die Bahn zwar langsamer, braucht aber laut dem Experten trotzdem noch rund 200 Meter, bis sie zum Stehen kommt.

Neu geregelt werden muss neben den Vorfahrtsbeziehungen auch der Verkehr in der Kepler- und der Flattichstraße. Beide sollen zu Einbahnstraßen werden; die Keplerstraße in Richtung der Pflugfelder Straße und die Flattichstraße vom Bahnübergang kommend in nördliche Richtung. Alternativen, so heißt es von Seiten der Stadt, seien geprüft worden, aber „mussten schlussendlich verworfen werden“.

Außerdem muss die Fahrbahn in der Härtestraße leicht verbreitert werden. Ein Gehweg in der Goethestraße wird teilweise zurückgebaut, weil die Straße im Kreuzungsbereich breiter werden muss. Mit insgesamt 150 000 Euro schlagen die Arbeiten zu Buche, wovon die Stadt ein Drittel selbst zahlen muss. Den Rest übernehmen das Land und die WEG. Auch wenn er „eventuell auch Unverständnis“ erwarte – der Bürgermeister Joachim Wolf sagte, das sei die „einzig tragbare und wirtschaftlich verantwortbare Lösung“.