Vor allem Studenten und andere jüngere Leute nutzen gerne das preiswerte Angebot. Die Konkurrenz für die Bahn wird härter, als es der Schienenkonzern erwartet hatte. Dies gilt auch für kürzere Strecken. Die Bahn fordert nun eine Maut für die Busse.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin – Die Deutsche Bahn hat erstmals eingeräumt, dass die preisaggressiven Fernbusse dem Bahnverkehr viel mehr Kunden abjagen als erwartet. Der seit Anfang 2013 liberalisierte Busmarkt habe sich „dynamischer entwickelt als zunächst von uns eingeschätzt“, sagte DB-Vorstand Ulrich Homburg in Berlin. 44 Prozent der Busreisenden seien nach einer Studie der Beraterfirma Iges zuvor mit der Bahn gefahren.   Deshalb spüre man die neue Konkurrenz durch parallel verkehrende Busse nicht nur auf Nebenstrecken, räumt Homburg ein. Auch bei den ICE-Verbindungen zwischen Großstädten verzeichne man Fahrgastrückgänge.

 

Manche schon bisher unrentable Fernverkehrsverbindung werde dadurch noch unwirtschaftlicher. Und auch im Nahverkehr auf der Schiene, den die Länder bestellen und bezahlen, gebe es Umsatzverluste.   Homburg befürchtet, dass die Bahn wegen der Fernbuskonkurrenz in diesem Jahr rund 50 Millionen Euro weniger Gewinn erzielt. Voriges Jahr hätten die Einbußen rund 20 Millionen Euro betragen. Zwar setze die Bahn im Fernverkehr mehr als vier Milliarden Euro um. Doch die Gewinne sind weit geringer. Langfristig könne der schleichende Rückgang die Investitionsfähigkeit und das Angebot der Sparte gefährden.

DB will mit Sonderangeboten punkten

Vor der Zulassung der Fernbusse hatten Kritiker immer wieder gewarnt, dass sich die Auslastungs- und Rentabilitätsprobleme auf schon bisher nicht übermäßig nachgefragten Schienenstrecken durch die neue Konkurrenz noch verschärfen könnten. Die Deutsche Bahn hatte das bestritten. Der Konzern betreibt selbst mit IC-Bus und Berlin-Linienbus ein umfangreiches Fernbusgeschäft, das lange Zeit ohne Konkurrenz war, weil Fernbusunternehmen spezielle Lizenzen benötigen und vor der Liberalisierung bei einem Veto der Bahn nicht bekamen.

  Voriges Jahr fuhren bereits neun der 130 Millionen Fernreisenden mit dem Bus. Meist sind es Studenten, Jugendliche und Senioren, die sparen wollen und denen die häufig längeren Fahrzeiten wenig ausmachen. Die DB will die Abwanderung der Kunden vor allem mit noch mehr Sonderangeboten bremsen. So werden auf Fernbus-Vergleichsportalen im Internet gezielt „Bahn-Spezial“-Fahrscheine ab 29 Euro angeboten, die es so günstig nur dort zu kaufen gibt. Zwischen Berlin und Hamburg hat die Bahn nun den ersten Interregio-Express gestartet, eine preisgünstigere Zugvariante als die recht teuren ICE-Züge. Die Interregio-Züge, die einst flächendeckend fuhren, hatte der Konzern einst abgeschafft, als er noch auf Börsenkurs steuerte. Der Staatskonzern wollte zudem auch das eigene Busangebot noch viel stärker gegen die neue private Konkurrenz ausbauen, bekam allerdings Gegenwind aus der Politik.

  Fernbusse zahlen bis jetzt keine Autobahnmaut für ihre Fahrten, anders als Lastwagen. Auch  Bahnunternehmen müssen für die Benutzung von Gleisstrecken und Bahnhöfen zahlen. Kritiker forderten daher, um einen fairen Wettbewerb herzustellen, schon bei der Liberalisierung eine Mautpflicht auch für Busse, was die Bundesregierung aber ablehnte. Man halte die Mautpflicht für Fernbusse „nach wie vor für angemessen“, betont Homburg.