Bahnchef Rüdiger Grube lehnt einen Baustopp für eine Schlichtung im Streit um Stuttgart 21 ab.

Am Ende des Auftritts von Rüdiger Grube in der Stuttgarter Liederhalle gab es am Montagabend langanhaltenden Applaus und einen entscheidenden Hinweis des Veranstalters. Weil rund 2000 Stuttgart-21-Gegner das Kongresszentrum blockierten und es schon "einige unschöne Szenen" gegeben habe, müsse der geplante Empfang zu Ehren Grubes leider ausfallen, bedauerte ein Sprecher der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart (IHK). Statt zu feiern, mussten sich der Bahnchef und die rund 750 von der IHK geladenen Gäste ihren Heimweg durch einen Sicherheitskorridor bahnen. "Soviel zum Thema friedlicher Protest", schimpfte ein sichtlich betroffener Teilnehmer der Veranstaltung.

Dabei war es zunächst festlich zugegangen im Mozartsaal. Noch ehe Grube auch nur einen Ton sagen konnte, hatte ihn der IHK-Präsident Herbert Müller bereits mit dem "Merkur" bedacht. "Das ist der Schutzpatron der Unternehmer und die höchste Auszeichnung, die wir zu vergeben haben", sagte der Kammerpräsident. Schmunzelnd fügte er hinzu: "Und falls es jemanden geben sollte, der meint, dass Sie den Merkur zu früh bekommen haben, wird er mit mir zumindest in der Einschätzung übereinstimmen, dass Sie in diesen Zeiten einen Schutzpatron gut brauchen können".

Die IHK selbst wollte die Veranstaltung denn auch als "deutliches Signal der Wirtschaft" verstanden wissen "für die überfällige Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart", so Müller. Mehrere namhafte Unternehmer meldeten sich dementsprechend zu Wort – von Berthold Leibinger, Chef des Werkzeugmaschinenherstellers Trumpf, bis hin zu Günter Baumann vom Fahrzeugzulieferer Eberspächer. Rainer V. Dulger, der Geschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie, forderte die Politik auf, sich weiter zu Stuttgart 21 zu bekennen. "Sie haben das Projekt über Jahre vorangetrieben, sie haben es genehmigt", sagt er. "Haben Sie jetzt auch das Rückgrat, es zu verteidigen." Allerdings meldete sich auch eine Gegenstimme zu Wort, die auf die Initiative von 130 Firmenchefs gegen das Milliardenvorhaben verwies – worauf Grube den Kritikern prompt ein Gesprächsangebot unterbreitete.

Gleichzeitig ließ der Bahnchef aber keinen Zweifel daran, dass er für Stuttgart 21 kämpfen und das Projekt realisieren will. Das Vorhaben rechne sich selbst jenseits der definierten "Sollbruchstelle" von 4,5 Milliarden Euro, sagte Grube – und nannte dann in einem engagierten Wortbeitrag seine Bedingungen für die anstehende Schlichtung. "Einen Bau- und Vergabestopp kann und darf es nicht geben, weil wir als Bahn einen Vertrag haben, den wir abarbeiten müssen", betonte Grube. Er rechnete vor, dass eine Bauunterbrechnung von einem Monat etwa zehn Millionen Euro kosten würde. "Selbst wenn ich wollte, ist das ein Betrag, über den ich nicht alleine entscheiden darf", sagte der Bahnchef im Blick auf die Projektgegner, die zumindest einen zeitweisen Baustopp zur Voraussetzung für ihre Teilnahme an Schlichtungsgesprächen gemacht haben.