Merklingen bekommt, was Vaihingen/Enz schon lange hat: einen Bahnhof auf der Grünen Wiese. Ein Gespräch mit dem Oberbürgermeister Gerd Maisch
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Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Vaihingen/Enz - Was die Alb bekommt, ist in Vaihingen/Enz (Kreis Ludwigsburg) seit 1990 Realität: ein Bahnhof an der ICE-Trasse. Der Weg dorthin sei ein wenig umständlich, dafür gehe es dann umso schneller, sagt der Oberbürgermeister Gerd Maisch (Freie Wähler).

 
Herr Maisch, wann sind Sie das letzte Mal Zug gefahren?
Das war vor einer Woche. Da musste ich zur Regionalversammlung. Nach Stuttgart fahre ich eigentlich immer mit dem Zug. Das dauert bloß 17 Minuten, und ich spare mir die Parkplatzsuche. Das ist hochattraktiv.
Dann können Sie ihren Kollegen auf der Alb den Bahnhof auf der grünen Wiese also als Erfolgsmodell empfehlen?
Tatsächlich bin ich schon nach Merklingen eingeladen worden und habe dort über meine Erfahrungen berichtet. Für uns hat der Anschluss an die Schnellbahntrasse einen unheimlichen Schub gebracht. Auch die Einwohnerzahl ist gestiegen.
Wer bei Ihnen aussteigt, fragt sich erst einmal: Wo ist die Stadt? Gibt es bei Ortsunkundigen manchmal Irritationen?
Das würde ich nicht sagen. Der Fußweg dauert ja nur zehn Minuten. Und jede Buslinie, die durch die Stadt fährt, hält auch am Bahnhof. Aber es war lange ein Problem, dass kein Taxi am Bahnhof stand. Offenbar mussten die Taxiunternehmen den Bahnhof erst für sich entdecken.
Trotzdem kommen viele mit dem Auto, wie man auf dem Parkplatz sehen kann.
Ja, die 770 Stellplätze sind jeden Tag knapp. Deshalb hat der Gemeinderat entschieden, weitere 200 Parkplätze zu schaffen. Dann werden wir auch Parkgebühren einführen. Die Bahn beteiligt sich ja nicht.
Bedauern Sie es manchmal, dass Sie den Bahnhof nicht mitten in der Stadt haben?
Ja, es wäre natürlich noch schöner, wenn der Bahnhof mitten in der Stadt wäre. Aber wenn man sich die Bahnanlagen anschaut – wir haben hier acht Gleise – dann ist klar, dass Sie das nicht nachträglich in eine mittelalterliche Stadt hineinbringen. Deshalb war es richtig von der Stadt, dass sie damals den Weg mitgegangen ist.