Beim Neubau des Rastatter Tunnels auf der Verbindungsachse zwischen Karlsruhe und Basel haben sich Gleise abgesenkt. Die Strecke bleibt ein bis zwei Wochen gesperrt.

Rastatt - Mit einer lapidaren Information stellte die Deutsche Bahn AG am Samstag um 12.15 Uhr den Reiseverkehr zwischen Karlsruhe und Basel ein. Von einer „technischen Störung“ war die Rede und davon, dass die Züge wohl spätestens von Montag an wieder normal verkehren könnten. Doch rasch wurde deutlich, dass der Hintergrund für die Sperrung ein anderer war: Bei Bauarbeiten für den sogenannten „Rastatter Tunnel“ als Teil der Neubaustrecke Karlsruhe-Basel sind Gleise abgesackt. Die Bahn nannte zunächst keine Gründe für das Unglück. „Der Krisenstab ist auf der Baustelle und erkundet die Ursachen“, hieß es am Sonntag. Gerüchte, wonach der Tunnel eingestürzt sei, scheinen sich aber nicht zu bestätigen. Fest steht: die Rheintalstrecke bleibt laut Bahn ein bis zwei Wochen lang gesperrt.

 

Vor Ort, beim Rastatter Stadtteil Niederbühl, bot sich am Sonntag ein kurioses Bild: Auf mindestens sechs bis acht Metern Länge wölbt sich das Gleis nahe der Wohnbebauung halbkreisförmig nach unten, als wäre es aus Gummi und leicht zu verbiegen. Erst Anfang August hatten die Verantwortlichen ein neues Vereisungsverfahren angepriesen, bei dem der Boden auf minus 35 Grad heruntergekühlt wird. Das Verfahren wurde just an dieser Stelle eingesetzt. Weil zwischen der unterirdischen Tunnelbaustelle und der sich darüber befindlichen, bestehenden Gleisstrecke teilweise nur fünf Meter Erdreich liegen, würde durch die Technik die notwendige Sicherheit beim Durchstich hergestellt, betonte die Bahn. Ob ein direkter Zusammenhang zwischen der Vereisung und der Gleisabsenkung besteht, blieb am Wochenende unklar. Die eingesetzte Tunnelbohrmaschine der Firma Herrenknecht befindet sich derzeit jedenfalls auf der Höhe des Stadtteils Niederbühl – bereits „in Kürze“ sollte der Durchstich am südlichen Tunnelportal erfolgen.

Massive Verspätungen und Beeinträchtigungen für die Reisenden

Der Bau des 4270 Meter langen sogenannten Rastatter Tunnels ist Teil des Neu- und Ausbaus der insgesamt 182 Kilometer langen Strecke Karlsruhe-Basel, die ihm europäischen Schienenverkehr eine große Bedeutung hat. Durch die auf sieben Milliarden Euro taxierte Ertüchtigung der mehr als 150 Jahre alten und nicht mehr zeitgemäßen Stammstrecke soll die Reisezeit allein auf diesem Abschnitt um rund 31 Minuten verkürzt werden. Mit ersten Arbeiten wurde bereits 1987 begonnen. Fertig sein könnte die Gesamtmaßnahme laut der Bundesregierung bis 2030.

Doch die Verbesserungen sind Zukunftsmusik – aktuell haben die Reisenden durch die Streckensperrung mit massiven Beeinträchtigungen zu kämpfen. Sowohl am Karlsruher Hauptbahnhof wie auch an dem 20 Kilometer weiter südlich liegenden Bahnhof Rastatt herrschte am Samstag Chaos. Es wurden Hotelzüge eingesetzt. Mitarbeiter der Bahn, aber auch von Hilfsorganisationen wie dem THW und der Feuerwehr waren im Einsatz, um sich der oft ratlosen Fahrgäste anzunehmen. Die Nahverkehrszüge aus Richtung Karlsruhe enden seit Samstag vorzeitig in Rastatt und wenden in die Gegenrichtung. ICE-Fernzüge enden bis auf weiteres in Karlsruhe. Der TGV aus Frankreich, der sonst über Straßburg fährt, wird derzeit bei Metz nach Mannheim umgeleitet. In Fahrtrichtung Freiburg enden und beginnen Nahverkehrszüge vorzeitig in Baden-Baden.

Die Züge aus Basel fahren nur bis Offenburg. Für Reisende ist inzwischen ein Busnotverkehr zwischen Baden-Baden und Rastatt eingerichtet. Auch die viel benutzte Schwarzwaldbahn von Karlsruhe nach Konstanz verkehrt nicht mehr durchgängig. Am Sonntag schien sich die Situation dann allerdings etwas zu entspannen. „Das läuft stabil, an den Bahnhöfen ist die Lage ruhig“, sagte ein Bahnsprecher.

Unabhängig davon sieht sich das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 in ihren Ansichten bestätigt: „Keinen Pfifferling“ seien die vollmundigen Beteuerungen der Bahn wert, sie habe die Tunnelbauarbeiten im Stadtgebiet Stuttgarts voll im Griff.