Der Streik der Lokführer geht auch an Stuttgart und der Region nicht spurlos vorbei: Insbesondere auf den Straßen ist viel los. Die S-Bahnen fahren im Stundentakt, viele Pendler hatten sich darauf eingestellt.

Stuttgart - Die Studentin Janine Heldt hat sich vorbereitet: „Übung macht den Meister. Das ist ja schon der siebte Streik innerhalb von zehn Monaten, da hatte ich genug Zeit, den besten Weg nach Vaihingen auszurechnen und zu erproben.“ Deshalb muss sie auch nur ein paar Minuten waren, bis sie in die S3 steigen kann, die sie zum Uni-Campus bringt. Die Stimmung am Mittwochmorgen in der S-Bahn-Station Feuersee ist entspannt. Ohne die regelmäßigen Durchsagen, die auf den Streik der Lokführer hinweisen, würde wohl keiner vermuten, dass ein Arbeitskampf stattfindet. Die Stuttgarter haben sich in den Stunden zwischen Streikankündigung und Streikbeginn offenbar darauf eingestellt und alternative Fortbewegungsmittel gefunden – oder den Ersatzplan studiert.

 

Am Dienstagabend hatte die Deutsche Bahn einen Ersatzplan auch für den Nahverkehr in Stuttgart veröffentlicht, der am Mittwoch und Donnerstag gelten soll. Die S-Bahnen fahren stündlich, nur die S60 entfällt komplett. Die S1 fährt im Halbstunden-Takt. In der morgendlichen Rush-Hour sind die S-Bahnen in Stuttgart zwar sehr voll, aber das sind sie auch an streikfreien Tagen.

Auf den Straßen der City ist viel los

Voller als sonst ist es allerdings auf den Straßen in der City und der Region. Wie die Polizei in Ludwigsburg am Mittwochmorgen mitteilte, kam es zu kilometerlangen Staus auf den Autobahnen, vor allem rund um Stuttgart. Am stärksten betroffen war die A 81 von Singen nach Stuttgart. Der öffentliche Regionalverkehr war auf dieser Strecke stark eingeschränkt. Zeitweise quälten sich die Autofahrer durch 20 Kilometer stockenden Verkehr. Auch die Anzahl der eingehenden Verkehrsmeldungen war höher als an streikfreien Morgen.

Höher als an anderen Tagen war auch das Aufkommen in den Stadtbahnen der SSB, sagt die Sprecherin Susanne Schupp: „Zwischen sieben und 8.30 Uhr haben wir ein erhöhtes Fahrgastaufkommen festgestellt, ab etwa neun Uhr hatte es sich wieder normalisiert.“ Auf die Streikankündigung der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) hatte die SSB mit einer Verstärkung in den Morgenstunden auf den Linien U1 und U15 reagiert. Man habe die Frequenz auf den beiden Linien am Morgen erhöht, so Schupp. „Der große Andrang auf die Bahnen und Busse führte zu leichten Verspätungen, trotzdem ist der erste Streikmorgen aus unserer Sicht ganz gut gelaufen“, sagt die Sprecherin. Wahrscheinlich habe das höhere Verkehrsaufkommen auf den Straßen besonders bei den Bussen zu Verspätungen geführt, sagt Schupp.

Der Berufsverkehr hat früher als sonst begonnen

Der Leiter der Integrierten Verkehrsleitzentrale (IVLZ) in Bad Cannstatt, Ralf Thomas, kann bestätigen, dass es sich im Stuttgarter Stadtkessel bereits von sechs Uhr an gestaut hatte. „Der Berufsverkehr hat deutlich früher begonnen als sonst und hat auch länger gedauert, nämlich bis 9.30 Uhr“, sagt Thomas. Länger als sonst seien die Staus nicht gewesen, nur hätten sie sich nicht so schnell wieder aufgelöst. „Die Autofahrer standen deswegen zeitlich länger im Stau“, so der Leiter der IVLZ. Ein „Voll-Chaos“ sei der Stadt erspart geblieben, aber: „Die Belastung, besonders für die Umwelt, ist an Streiktagen enorm – und zwar durchgängig auf hohem Niveau.“