Absage an die Killesberger: Im Gespräch stellte Wolfgang Arnold, Technikvorstand bei der SSB, klar: Die Rückkehr zum Zehn-Minuten-Takt am Killesberg kostet zuviel und wird deshalb nicht kommen.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Nils Büttner ist Professor für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste am Weißenhof. Und er gehört zu denjenigen am Killesberg, die sich für eine Rückkehr zum Zehn-Minuten-Takt der Stadtbahnen dort einsetzen. Am Montagabend war er einer der ersten, der Wolfgang Arnolds Vortrag kommentierte: „Unerträgliche Alternativlosigkeitsrhetorik“ sei das, befand er vernichtend, und sofort brandete zustimmender Applaus auf.

 

Wolfgang Arnold, Technikvorstand der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), war an den Killesberg gekommen, um mit den Anwohnern über den Stadtbahnfahrplan zu sprechen. Wie berichtet, fahren die Bahnen an der Haltestelle Killesberg seit September 2013 nur noch alle zwanzig Minuten statt alle zehn Minuten, abends sogar nur noch alle dreißig Minuten. Dagegen hat sich Widerstand gebildet, unter anderem sind in verschiedenen Bürgerinitiativen mehr als 3200 Unterschriften dagegen gesammelt worden. Arnold erklärte sehr ausführlich, dass die SSB einen Kostendeckungsgrad von 94,5 Prozent aufzuweisen habe. Das Defizit werde von der Stadt gedeckt, aktuell seien es 19 Millionen Euro jährlich. „Ein Ausbau unseres Angebots bringt mehr Defizit, aber kaum Mehreinnahmen“, sagte Arnold. Die Mittel der Stadt seien bei 25 Millionen Euro gedeckelt, aber durch weniger öffentliche Förderung von Stadt und Land sowie steigende Anforderungen an die SSB-Infrastruktur entstehe die Gefahr eines höheren Defizits. Das sei laut Arnold der Grund, warum die SSB extrem wirtschaftlich denken müsse.

Die Auslastung auf der Linie U5 bis zum Killesberg sei zwar seit der Fahrplanumstellung „leicht erhöht, aber im Vergleich zu anderen Linien weiterhin gering“, sagte Arnold: 2012 lag sie bei 4,7 Prozent, 2014 bei 9,9 Prozent. „Die U15 hat im Vergleich 34,4 Prozent“, berichtete der Technikvorstand. „Eine Taktverdichtung der U5 mit drei Zügen mehr würde 2,35 Millionen Euro kosten“, rechnete Arnold vor, „bei praktisch keinen Mehreinnahmen und nur einer geringen Nachfragesteigerung“.

Frühestens 2020 eine neue Bahnlinie möglich

Die einzige Möglichkeit sieht Arnold in einer neuen Stadtbahnlinie. „Wenn eine neue Übereckverbindung am Riedsee/Sigmaringer Straße in Möhringen kommt, und die Bahn weiter an die Universität Hohenheim fährt könnte diese Linie am anderen Ende am Killesberg enden.“ Frühestens 2020 könnte dies umgesetzt sein. Kurzfristig werde beim Fahrplanwechsel Mitte Dezember die Hauptverkehrszeit um zwei Stunden abends verlängert, sodass der Wechsel von 20 auf 30 Minuten später erfolge. Außerdem setze sich die SSB dafür ein, dass zukünftig ein Kurzstreckenticket im Bus 44 für den Weg in die Innenstadt gelte. „Aber das muss im VVS-Tarifausschuss besprochen werden. Wir bestimmen die Preise nicht allein.“

Mit diesen Ausführungen waren die Anwesenden nicht zufrieden. „Wenn man die Bahn verpasst hat, und erst in 20 Minuten die nächste kommt, nehmen viele das Auto, das war beim 10-Minuten-Takt anders“, gab etwa Birgit Greuter, die Centermanagerin der Killesberghöhe und Moderatorin des Abends, zu bedenken. Das bestätigte ein Anwohner: „Sie haben mich als Kunden verloren. Ihre Statistiken entsprechen nicht meinen persönlichen Erfahrungen“, sagte Nils Büttner und fragte: „Sollte es der Stadt und den SSB nicht wert sein, das Gebiet Killesberg mit Höhenpark, Kunstakademie, Weißenhof und Killesberghöhe besser anzuschließen? Es fehlt einfach der politische Wille.“ Anette C. Braun von der CDU-Ortsgruppe Nord – Mitinitiatorin einer der Unterschrifteninitiativen – erwähnte, dass die Einwohnerprognose in den kommenden Jahren einen Zuwachs von 15,3 Prozent für den Bezirk Nord sehe – aufgrund der vielen großen Bauvorhaben. „Das wirkt sich auf die Auslastung aus.“

Die Politik soll handeln

Mathias Mußler – Geschäftsführer der Parfümerie Mußler und im Vorstand der Werbe- und Interessengemeinschaft Killesberghöhe – betonte: „Oberbürgermeister Fritz Kuhn will 20 Prozent des Individualverkehrs auf den ÖPNV verlagern – also muss die Politik handeln; Kuhn muss zu seinem Wort stehen. Die Entscheidung ist unabhängig von der Budgetdebatte.“

Ebenfalls vor Ort war CDU-Stadtrat Jürgen Sauer, der im Aufsichtsrat der SSB sitzt. Er gab zu bedenken: „Auch andere Bezirke in Stuttgart wünschen sich eine Taktverdichtung, beispielsweise Vaihingen mit der Buslinie 82.“ Sowohl Arnold wie auch Sauer wollen den Wunsch der Anwohner nochmals zu OB Kuhn und in die Gremien tragen.