Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) erschreckt südbadische Politiker. Der gewünschte zweiröhrige Bahntunnel würde eine Milliarde Euro kosten.

Offenburg - Ein Tunnel, der den Güterfernverkehr unter Offenburg hindurchführt, kostet viel Geld. Das war allen klar. Doch nun, da erstmals öffentlich Zahlen genannt werden, ist die Überraschung in Südbaden groß – auch über die Art und Weise, wie Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sich dazu geäußert hat. Auf einem Logistikkongress in Basel nannte Ramsauer 700 Millionen Euro Mehrkosten gegenüber dem ursprünglichen Bahn-Plan, den Schienengraben in Offenburg um zwei weitere Gleise zu verbreitern. Dagegen gab es nicht nur Massenproteste, das Regierungspräsidium Freiburg hat die Trasse 2011 als rechtswidrig abgewiesen.

 

Über die jetzt genannte Milliardensumme runzeln die lokalen Politiker unwirsch die Stirn. Der Ortenauer Landrat Frank Scherer sagt, dass dies „unglaublich viel Geld“ ist, was die Umsetzung nicht gerade vereinfache. „Wir geben uns nicht der Illusion hin, dass wir der Mittelpunkt Deutschlands sind. Auch anderswo gibt es Schienenprojekte und auch dort wird um hohe Beträge gerungen.“ Die Offenburger OB Edith Schreiner glaubt, dass man günstiger bauen kann, wenn man den lokalen Vorstellungen folgt. „Ramsauer nennt eine Variante, die hier keiner verlangt“, wundert sich auch der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Manfred Wahl, für ihn ist das Vorgehen verwunderlich und „unproduktiv“.

Das Landesverkehrsministerium ist nicht überrascht

Eine Rückkehr zur alten Planung kann es nicht geben, das ist allen Beteiligten klar. „Die Alternativplanung ist Sache des Bundes und der Bahn“, betont ein Sprecher des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann (Grüne). Wenn dabei ein Tunnel herauskäme, müsse der Bund die Kosten tragen. Für das Landesverkehrsministerium ist die jetzt von Ramsauer genannte Summe keine Überraschung, man habe schon längere Zeit Kenntnis von „verschiedenen Varianten“ gehabt, dies aber „nicht offensiv kommuniziert“. Die Bahn selbst bestätigt lediglich, dass man prüfe, wo und wie ein Tunnel verlaufen könnte. Die teuerste Lösung wäre ein Tunnel mit zwei Röhren. Wird nur eine Röhre gebaut, liege der Preis bei etwa 700 Millionen Euro. Das ist die Variante, die der Offenburger OB vorschwebt. Sie befürchtet, dass bei zwei Röhren die Bahn auf die Idee kommen könnte, nicht nur den Güterverkehr, sondern auch den ICE ohne Halt unter Offenburg durchfahren zu lassen.

Und wer zahlt die Mehrkosten?

Der Bauherr Bahn AG muss sich zu Plan und Kosten demnächst im Projektbeirat äußern. Beiratsmitglied Frank Scherer plädiert für Gelassenheit und Weitsicht. „Wir müssen für Mensch und Umwelt das Optimum herausholen“, betont der Ortenauer Landrat. „Es geht hier um ein Jahrhundertprojekt, das kann nicht daran scheitern, dass uns die Summe heute so hoch erscheint, und man sollte nicht die billigste, sondern die beste Lösung anstreben.“

Und wer zahlt? Das Bundesverkehrsministerium will, dass „die Finanzierung möglicher Mehrkosten“ dann noch „verhandelt werden“ müsse. Baden-Württemberg hingegen sieht allein den Bund in der Pflicht, alles andere sei nichts als „ein frommer Wunsch“, sagte der Sprecher des Landesverkehrsministers.