Die Stuttgarter Rock’n’Roll-Band The Jerks war gefühlt nah dran am Durchbruch. Hat nicht geklappt. Jetzt scheißen sie auf alles und bringen mit „Balboa“ eine neue EP raus. Das klingt: Unerwartet. Gut.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Die Stuttgarter Band The Jerks war irgendwann da und ist auch nie richtig weggegangen. Sie hatte vielversprechende Singles, Auftritte beim Hurricane und spielte an die 300 Konzerte. Allein, der ganz große Durchbruch gelang nie so recht. Woraus man also zwei Konsequenzen ziehen kann. Erstens: aufhören, das wäre die Karrieristen-Option. Oder, zweitens: weitermachen, das ist die The-Jerks-Option. Und zwar mit neuem Album „Balboa“, am 20. Dezember kommt es heraus, erstmals zu kaufen bei der Release-Party im Club Zentral am selben Tag.

 

Welchen Sound man auch immer von dieser Band bisher im Ohr hatte (vielleicht den von „Beautiful Rock’n’Roll“?), der Opener wird einen definitiv überraschen. „Balboa“ legt nach kurzem Schlagzeug-Intro so viele so arg durch den Verzerrer gemangelte Gitarrenspuren übereinander, dass es eine Freude ist. Das klingt bald so frisch wie die erste Platte vom Black Rebel Motorcycle Club, das ist Rock’n’Roll, dem man seine Bluesspuren deutlich anhört, und zwar nicht nur wegen der fuzzy Orgel, die sich immer mal wieder fast unbemerkt in die Songs schleicht, um irgendwann groß aufzutrumpfen.

Wenn Indie-Rock eine Zukunft hat ...

Nach dem breitbeinigen Auftakt geht es im Song „Be Alright“ leicht indie-rockig weiter. Indie Rock ist ja derzeit auf dem absteigenden Ast, aber in dieser Version mit so viel Rock’n’Roll-Flavour könnte er irgendwann wieder eine Zukunft haben. Es folgen Songs, die auch ein bisschen Synthesizer vertragen, eine Art Mando-Diao-Hymne („Blinded“) und ein bisschen Britpop-Nachhilfe à la Oasis 1994 („Stars“). Ganz zum Schluss grüßen folkig die Stuttgarter Kids of Adelaide.

Was sich in dieser Zusammenstellung arg eklektizistisch anhört, ergibt dank des sauber ausproduzierten Sounds eine stimmige, kurzweilige EP. „Wir machen einfach weiter. Sind diesmal aber wesentlich entspannter und lassen es einfach auf uns zukommen“, sagt der Schlagzeuger Chris Breuch zur Platte. Das hört man „Balboa“ an. Im Pressetext heißt es noch deutlicher: „Auf ‚Balboa’ besinnen sich The Jerks auf die ersten Tage ihrer Bandgeschichte, in denen es einfach nur darum ging, auf alles zu scheißen, sich einfach mal locker zu machen und zusammen Musik zu erleben.“

Wer möchte, kann da rauslesen, dass es in den letzten Jahren nicht so war, dass sich The Jerks also nicht „einfach mal locker gemacht“ haben. Vielleicht kommt der große Durchbruch ja gerade dann, wenn man auf ihn scheißt. Gerechtfertigt wäre es.

Mehr zum Pop in der Region Stuttgart gibt es bei kopfhoerer.fm - auch auf Facebook.