Heißluftballon-Pilot Roland Minder musste schnell entscheiden: weiterfliegen oder außerplanmäßig landen? Die Zeit drängte. Denn es dämmerte bereits. Und Landungen bei Nacht sind nicht nur gefährlich, sondern auch verboten. Dank seiner 30-jährigen Erfahrung ging die Sache gut aus.

Stuttgart - Roland Minder (60) fährt seit 30 Jahren durch die Lüfte. Dem Ballonfahrer macht keiner etwas vor. Auch bei seiner letzten Fahrt am Freitag fühlten sich seine drei Gäste und sein Kopilot im Korb des Heißluftballons so sicher wie in Abrahams Schoß. Alles schien perfekt. Die Stimmung. Das Wetter. Der Ostwind.

 

Auch der Start beim Sommerfest gegen 20 Uhr im Innenhof des Neuen Schlosses verlief reibungslos. Schnell hatte der Ballon die Mindestflughöhe von 300 Metern erreicht. „Auch der letzte Funkkontakt mit dem Flughafen signalisierte: alles okay“, sagt Roland Minder.

Auf hoher See und in der Luft ist man in Gottes Hand

Doch am Ende ist es wie bei den Seefahrern. Auf hoher See – oder hoch oben – ist man letztlich in Gottes Hand. Will heißen: Der Wind ließ plötzlich nach. „Auch das wäre kein Problem gewesen“, sagt der Ballonpilot, „aber in diesem Moment wurde die Sache ein Wettlauf mit der Zeit.“ Minder schaute in 500 Meter Höhe auf die Uhr und überlegte: „Es war nur noch wenig Zeit bis zum Sonnenuntergang. Und bei Dunkelheit zu landen ist nicht erlaubt.“ Also was tun? Roland Minder zauderte nicht. Er entschloss sich zu einer sogenannten Sicherheitslandung über unbebautem Gebiet. „Das ist keine Notlandung“, betont er, „es ist im Prinzip ungefährlich.“

Am Ende war es dennoch spektakulär. Der Ballonkorb streife bei der Landung auf einer Grünfläche an der Kreuzung Löwentorstraße und der Straße Auf der Steig einen Baum leicht. Polizei und Feuerwehr rückten aus. Die Fahrgäste, darunter ein siebenjähriger Junge, hatten zwar einen erhöhten Adrenalinspiegel, aber verletzt hat sich keiner. Und das ist Roland Minder ganz wichtig: „Es war eine normale, wenn auch anspruchsvolle Sicherheitslandung ohne Personen- und Materialschäden. Alles war im grünen Bereich. Es war zu keiner Zeit eine Notsituation.“