Zwei weitere Anhänger des Kurden-Netzwerkes Bahoz stehen vor Gericht: Sie sollen im Januar Schüsse auf eine Shisha-Bar in Bietigheim-Bissingen abgegeben haben. Versuchter Totschlag wird ihnen vorgeworfen.

Bietigheim-Bissingen - Die Justiz arbeitet ein weiteres Kapitel des Bandenkrieges zwischen dem türkischen Boxclub Osmanen Germania BC und der kurdischen Gruppierung Bahoz in der Region auf. Zwei 25 und 21 Jahre alte Kurden stehen vor dem Landgericht Heilbronn. Es geht um versuchten Totschlag: Am 6. Januar dieses Jahres sollen die zwei Angeklagten um 23 Uhr einen Türken vor einer Shisha-Bar in der Schwarzwaldstraße aufgesucht haben. Es muss zu einem Streit gekommen sein. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden vor, dabei Schüsse in Richtung der Gaststätte abgegeben zu haben. Sie sollen aber keine Menschen, sondern lediglich Autos getroffne haben. Dabei entstanden 7000 Euro Schaden. Die eigentliche Verhandlung mit Zeugenvernehmung beginnt erst im September, in dieser Woche wurden die Personalien aufgenommen und die Vorstrafen der beiden vorgelesen.

 

Angeklagte sind bekannte Kurden-Aktivisten

Diese legen nahe, dass es sich um Aktivisten des kurdischen Netzwerks Bahoz handelt. Der 25-Jährige aus Bietigheim-Bissingen war schon mehrfach bei Kurden-Demonstrationen der inzwischen verbotenen Gruppe Red Legion aktiv. Er soll zudem im Juni 2015 mit anderen Anhängern der kurdischen Gruppe einen Angehörigen der türkischen Gruppierung United Tribuns am Ludwigsburger Bahnhof überfallen und zusammengeschlagen haben. Der 21-Jährige hat unter anderem eine Vorstrafe, weil er früher mit einer Polizeistrafe aneinander geraten ist.

Die genauen Hintergründe der Schießerei vom Januar in den Kreuzäckern müssen noch ermittelt werden. Am 12. und 15. September wird weiter verhandelt.

Politische Hintergründe des Konflikts

Der Ursprung des Konfliktes liegt wohl in einer großen Demonstration von Kurden und Türken im April 2016, die eskaliert ist. Seither schaukelt sich der Konflikt immer weiter auf, von Stuttgart über Ludwigsburg bis Bietigheim-Bissingen. Inzwischen haben das Landeskriminalamt und die Polizei 20 Aktivisten festgenommen, darunter die wichtigsten Köpfe der Osmanen Germania, 80 Verfahren laufen landesweit. Politisch aufgeladen ist der Konflikt auch, weil der türkische Boxclub Verbindungen zur umstrittenen Vereinigung Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) hat, die als Sprachrohr der Erdogan-Regierung in Deutschland gilt.