BAP hat auf der Freilichtbühne am Killesberg alte und neue Lieder gespielt. Fast drei Stunden rockten die graumelierten Musiker.  

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Stuttgart - Manche haben Sitzkissen dabei, und die Holzbänke rund um die Freilichtbühne am Killesberg sind voll. Drei Stunden bei einem Rockkonzert stehen, das müssen viele der BAP-Fans nicht mehr unbedingt haben, so wie noch vor dreißig oder zwanzig Jahren. Die Sechzigerjahrgänge stellen die Mehrheit unter den Zuschauern. Die Texte aber, dieses weitgehend unverständliche Kölsch-Kauderwelsch, das können sie immer noch mitsingen oder wenigstens vor sich hin murmeln, da ist einiges hängengeblieben. Und zwar nicht nur der Refrain des unvermeidlichen, abgenudelten und doch immer noch großartigen "Verdamp lang her", auch Zeilen aus kleineren Songs.

 

So ist der wohl größte BAP-Hit am vergangenen Freitagabend nur einer von vielen "alten, mittelalten und neuen" Liedern, den die Kölner Band auf dem Killesberg präsentiert. "Die Klassiker" nennen sie völlig angemessen ihre Tour; das neue Album "Halv su wild" wird da nonchalant und vorsorglich mit eingereiht. Wer so viele Jahre im Musikgeschäft überlebt hat, darf das.

Die gealterten Kölsch-Rocker haben nichts von ihrem Talent eingebüßt

Und so bekommt man an dem nicht wirklich lauen Mittjuliabend Gelegenheit, das Alte und das Neue zu vergleichen. So drängend und emphatisch, so vibrierend wie "Kristallnaach" etwa ist weder der Titelsong "Halv su wild" noch "Chlodwigplatz", ein Stück über Wolfgang Niedeckens Jugend in der Kölner Südstadt. Die Zeit, als die Songs noch irrsinnig unter den Nägel brannten, ist vielleicht auch bei BAP vorbei. Und trotzdem haben diese in Würde gealterten Kölsch-Rocker nichts von ihrem Talent eingebüßt, ehrlichen, handwerklich soliden, satten Rock zu machen, mal lauter und bissiger, mal milde melancholisch, aber nie dumpf.

Helmut Krumminga, der seit Ende der neunziger Jahre Klaus "Major" Heuser ersetzt, lässt in seinen Soli die E-Gitarre säuseln und jaulen; Anne de Wolff fidelt keck, und Wolfgang Niedecken, wie gehabt in Jeanshemd und mit Schiebermütze, nur die Haare sind inzwischen grau, erzählt zwischendurch seine kleinen Geschichten; seine Stimme klingt markant-kratziger denn je. Der Wechsel zwischen den großen Hymnen und den leisen Stücken, zwischen lang vertrauten Liedern und neuen Songs verdichtet sich zu einem Rhythmus, der einen wunderbar durch diesen langen Abend trägt und einen zunehmend leichter, zufrieden und versöhnlich stimmt.

BAP blieben wie sie waren

Fast drei Stunden nehmen sich BAP für ihr Stuttgarter Publikum Zeit, das sich drei Zugaben erklatscht. Bei "Du kannst zaubre", laut einer Untersuchung, von der Niedecken berichtet, das beliebteste BAP-Lied, gehen die Feuerzeuge hoch, es sind nicht allzu viele. Raucher sind über die Jahre rar geworden.In einem der letzten Lieder, das sie singen, "Jraaduss", heißt es im Refrain: "un bliev so wie de woors", bleib so, wie du warst. BAP hat den Ratschlag beherzigt.