Das Barack-Obama-Musical "Hope" hat in Frankfurt Premiere gefeiert. Je länger die Show dauert, desto patriotischer wird es.

Frankfurt - Der unerschrockene Brother Barack kämpft einen schier aussichtslosen Kampf: "Wir müssen die Straßen von den Banden und den Drogendealern zurückerobern", verkündet der junge Harvard-Absolvent in den Straßen von Chicago. Aber schon plumpst ein dicker Gangster-Rapper auf die Bühne, der zum fetten Hip-Hop-Beat klarstellt, dass es nur einen Sheriff geben kann. "Und der bin ich", singt der Crackdealer. Am Ende jedoch - man ahnt es längst - wird sich der Visionär im gebügelten weißen Hemd gegen die Bösewichte aus der Nachbarschaft ebenso durchsetzen wie gegen die Mitbewerber um das höchste Amt der USA.

Die doch recht überschaubare Spannung im Vorwahlkampf gegen Hillary Clinton (spaßig affektiert: Tracy Plester) und zu guter Letzt gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain (stimmfroh: der ehemalige Pur-Mitsänger David Hanselmann) ist eines der Hauptprobleme von "Hope", der "Obama Musical Story", die jetzt in der Frankfurter Jahrhunderthalle Premiere gefeiert hat. Man weiß halt wie's ausgeht: Barack Obama (den Jimmie Wilson ein bisschen brav aber immer überzeugt nach Gerechtigkeit strebend verkörpert) wird der erste schwarze Präsident der USA. Das zweite Problem: bis zum Amtseid ist's ein dreieinhalb Stunden langer Weg.

Doch obwohl das Musical - immerhin das erste, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, einen gerade erst ein Jahr amtierenden Präsidenten zu preisen - zu lange dauert, werden die Themen, die dem Stück zufolge in Amerika zu einer Sehnsucht nach Veränderung geführt haben, nur klischeehaft gestreift. Da erfährt die Chicagoer Mittelstandsfamilie Johnson also, dass ihr Sohn im Irak vermisst wird - und der gospelig gestimmte Reverend beschwört im starken Song "Change will come" das einträchtige Zusammenstehen.

Oder der arbeitslose schwarze Familienvater vereinigt sich flugs mit der bankrotten weißen Rentnerin zur logischen Wohngemeinschaft. Das Amerika des von Randall Hutchins geschriebenen und komponierten "Hope"-Musicals ist eine durch und durch solidarische Gesellschaft, eine Vereinigung von fürsorglichen Musterbürgern, die alle Rassen- und Klassenschranken längst überwunden haben.

Je länger die Show dauert, desto patriotischer wird "Hope", und als der Präsident endlich seinen Eid geschworen hat, wird lautstark in Superlativen der Staat selbst gepriesen. "Nirgendwo in der Welt können die meisten so frei ihr Leben gestalten wie hier", jubelt das Programmheft zum Song "Beautiful America". Araber und Inder tanzen nun verzückt auf der Bühne, Afrikaner trommeln dazu, die ganze Welt - will uns das Musical sagen - juchzt mit den USA. Das Dauerschwelgen ermüdet nun.