Beim Barcamp Stuttgart begegnen sich Menschen, die übers Internet nachdenken, damit arbeiten und leben. Eine Konferenz soll's aber nicht sein.

Stuttgart - Soetwas wie ein Barcamp » würde man normalerweise in Berlin erwarten. Menschen, die sich Gedanken übers Internet machen, mit ihm arbeiten, sich darin selbstverwirklichen, übers Geldverdienen im Netz reden oder dort nur Freunde treffen wollen, kurz: deren Leben zu großen Teilen im Internet spielt - aber eben nicht nur da - versammeln sich an einem Ort und tauschen sich aus. Aber das gibt es eben auch hier.

Beim dritten Barcamp Stuttgart » treffen sich am Wochenende 250 Menschen im Literaturhaus » zu einer Mischung aus Klassentreffen, Konferenz und Facebook » in echt. Man muss sich so ein Barcamp als eine spontane Tagung vorstellen. Viele Themen werden erst vor Ort vorgeschlagen, Uhrzeiten festgelegt und die sogenannten Sessions auf die Räume verteilt. Es gibt keinerlei inhaltlichen Vorgaben, erlaubt ist, was interessiert. Nur mit dem Internet sollte es schon irgendwie zu tun haben.

Keine Zuhörer, nur Teilnehmer


"Ein Barcamp ist bewusst offen gehalten", sagt Jan Theofel », einer der Organisatoren ». "Es kostet keinen Eintritt und findet am Wochenende statt, damit möglichst viele daran teilnehmen können." Mit klassischen Tagungen der IT-Branche, bei denen viele Anzugträger zu horrenden Teilnahmegebühren fachsimpeln, hat das Barcamp nichts zu tun. Programmierer und Designer, Werbeleute und Künstler, Menschen, die irgendwas mit Internet machen, sind willkommen. Und das kommt an: Innerhab von drei Stunden war das Barcamp so gut wie ausgebucht. Für Samstag gibt es eine Warteliste », am Sonntag noch wenige freie Plätze ».

"Bei Konferenzen ist es oft so, dass derjenige, der vorne spricht, weniger Ahnung vom Thema hat als das Publikum", sagt Theofel. "Deshalb gibt es beim Barcamp keine Zuhörer, sondern nur Teilnehmer. Über alle Beiträge kann am Ende der 45-Minuten-Sessions diskutiert werden." Selbstverständlich muss sich nicht jeder beteiligen und eine Session anbieten. Aber jeder kann.

Kein thematischer Schwerpunkt


Anders als im vergangenen Jahr, als politische Kommunikation im Netz im Fokus stand, gibt es beim dritten Barcamp Stuttgart keinen Themenschwerpunkt. Die Session-Vorschläge reichen bislang vom Thema Netzneutralität » über Marketing in Suchmaschinen bis Programmierung. Üblicherweise gehen die meisten Vorschläge erst am Morgen des Barcamps ein. Gibt es genügend Interessenten, findet die Session statt.

Inzwischen kommen nicht mehr nur Stuttgarter zum Barcamp. "Wir haben auch viele Teilnehmer aus anderen Städten und Regionen", sagt Theofel. Für viele steht neben dem Austausch von Erfahrungen im Netz und Know How der persönliche Kontakt mit anderen Teilnehmern im Vordergund. So mancher trifft auf einem Barcamp seine Netzbekanntschaft zum ersten Mal.

Wie es sich für eine (Un-)konferenz gehört, die sich mit dem Internet beschäftigt, wird das Barcamp ausführlich im Netz vor- und nachbereitet. Auf der Homepage werden etwa Materialien zu den Sessions gesammelt. Und wer mit anderen Barcampern in Kontakt treten will, kann das zum Beispiel über Twitter tun. Der Hashtag » (Schlagwort) fürs dritte Stuttgarter Barcamp lautet #bcs3 ».