Bargeldlos
Schnupfenwetter, Taschentücher vergessen, zum Glück gibt’s auch in Stockholm überall Kioske. Fünf Kronen kostet die Tempo-Packung, etwa 53 Cent. Die kann man natürlich mit Karte zahlen, wie alles in Schweden, vom Busticket bis zum Hotdog in der Fußgängerzone oder dem Eis am Strand. Sogar die Stockholmer Obdachlosenzeitung zahlt man längst mit Visa oder Mastercard, denn deren Verkäufer haben zwar oft kein eigenes Dach über dem Kopf, aber ein Smartphone, das sie mit einem kleinen Kartenlesegerät verbinden können.

 

Zahlen
Anders hätten sie kaum eine Chance auf großen Umsatz, die meisten ihrer Einkäufe, etwa vier von fünf, zahlen die Schweden elektronisch. Nach einer Studie der Königlich Technischen Hochschule in Stockholm (KTH) könnte Schweden zur ersten bargeldlosen Gesellschaft der Welt werden. Die Summe an Scheinen und Münzen, die im Land noch in Umlauf sind, ist demnach in den vergangenen sechs Jahren von 106 Milliarden auf 80 Milliarden Kronen geschrumpft, das sind 8,5 Milliarden Euro. Nur etwa die Hälfte davon wird tatsächlich genutzt, der Rest ist unter Matratzen oder in der Schattenwirtschaft verschwunden. Die Schweden nutzen es ohnehin kaum noch.

App
Selbst wer sich Geld von einem Freund leiht oder die Rechnung im Restaurant trotz Kartenzahlung unter mehreren aufteilen möchte, drückt dem anderen keine Scheine in die Hand. Er „swisht“ ihm das Geld zu. Swish heißt eine App, die sich mehrere schwedische Banken teilen. Mit ihr kann man Geld in Echtzeit von seinem auf das Konto eines anderen Nutzers überweisen. So läuft in der Regel auch die Bezahlung auf Flohmärkten – noch nicht einmal dort wechseln noch Münzen ihre Besitzer. Auch an vielen Kassen, im Supermarkt oder im Café kann mit weiteren Smartphone-Apps bezahlen. Die ersten Geschäfte nehmen gar kein Bargeld mehr an. Viele Bankfilialen tun das schon längst nicht mehr.

Oder damit der Kauf eines Sportwagens nicht auf dem Bankkonto erscheine und ebensolche Daten später von Kriminellen gehackt werden könnten. „Manche Kunden haben nun mal Sorgen, sie würden zum  ,Gläsernen Bürger‘ in der digitalen Welt – die Barkauf-Deckelung würde solche Sorgen verschärfen.“ Hagmann hält die Begründung der Bundesregierung – der Kampf gegen Geldwäsche – nicht für schlüssig. Die Geldströme von Kriminellen würden verlagert, ausgetrocknet würden sie hingegen nicht.

Zustimmung gibt es beim Koalitionspartner

Aus der SPD dagegen bekam Schäuble gestern Zustimmung. „In Deutschland werden jährlich circa 60 Milliarden Euro gewaschen, und nur ein Prozent der kriminellen Gelder werden eingezogen. Das kann der Staat nicht akzeptieren“, sagte ihr Finanzexperte und stellvertretende Fraktionschef Carsten Schneider. Deutschland sei inzwischen europaweit Eldorado für Geldwäsche. Kriminellen müsse das Leben so schwer wie möglich gemacht werden.

Die Beratungen über eine mögliche Einführung der Obergrenze sollen bereits in dieser Woche auf dem Treffen der EU-Finanzminister in Brüssel beginnen. Das Finanzministerium wirbt dafür, das Bargeldlimit noch in diesem Jahr einzuführen. Es gehört zu einem Bündel von Maßnahmen, mit denen Geldwäsche bekämpft werden soll. Ein großer Teil der Gelder soll über Immobiliengeschäfte, Barzahlungen über Rechtsanwälte und den Kunsthandel laufen. Mit Hilfe einer Obergrenze sollen „Papierspuren“ gelegt werden, die Verdachtsmomente auf illegale Geldgeschäfte liefern.

In vielen EU-Staaten gibt es bereits Obergrenzen für Bargeldzahlungen, die sogar deutlich unter 5000 Euro liegen. Dazu zählen Italien und Frankreich sowie Portugal, Griechenland, Spanien und Belgien. Eingeführt wurden sie meist mit der Begründung, damit würde die Geldwäsche der Drogen-, Frauen- oder Waffenhändler erschwert, die ausufernde kriminelle Schattenwirtschaft bekämpft. Einen Erfolg haben die Grenzen jedoch noch nicht erzielen können. In fast allen EU-Ländern mit einer Bargeldobergrenze ist die Schattenwirtschaft heute nach wie vor deutlich ausgeprägter als in Deutschland, wo die illegalen Wirtschaftsumsätze etwa zwölf Prozent der gesamten Wirtschaftsaktivitäten ausmachen. In Italien und Griechenland ist der Schattenanteil beinahe doppelt so groß wie in Deutschland.

Das Beispiel Schweden

Bargeldlos
Schnupfenwetter, Taschentücher vergessen, zum Glück gibt’s auch in Stockholm überall Kioske. Fünf Kronen kostet die Tempo-Packung, etwa 53 Cent. Die kann man natürlich mit Karte zahlen, wie alles in Schweden, vom Busticket bis zum Hotdog in der Fußgängerzone oder dem Eis am Strand. Sogar die Stockholmer Obdachlosenzeitung zahlt man längst mit Visa oder Mastercard, denn deren Verkäufer haben zwar oft kein eigenes Dach über dem Kopf, aber ein Smartphone, das sie mit einem kleinen Kartenlesegerät verbinden können.

Zahlen
Anders hätten sie kaum eine Chance auf großen Umsatz, die meisten ihrer Einkäufe, etwa vier von fünf, zahlen die Schweden elektronisch. Nach einer Studie der Königlich Technischen Hochschule in Stockholm (KTH) könnte Schweden zur ersten bargeldlosen Gesellschaft der Welt werden. Die Summe an Scheinen und Münzen, die im Land noch in Umlauf sind, ist demnach in den vergangenen sechs Jahren von 106 Milliarden auf 80 Milliarden Kronen geschrumpft, das sind 8,5 Milliarden Euro. Nur etwa die Hälfte davon wird tatsächlich genutzt, der Rest ist unter Matratzen oder in der Schattenwirtschaft verschwunden. Die Schweden nutzen es ohnehin kaum noch.

App
Selbst wer sich Geld von einem Freund leiht oder die Rechnung im Restaurant trotz Kartenzahlung unter mehreren aufteilen möchte, drückt dem anderen keine Scheine in die Hand. Er „swisht“ ihm das Geld zu. Swish heißt eine App, die sich mehrere schwedische Banken teilen. Mit ihr kann man Geld in Echtzeit von seinem auf das Konto eines anderen Nutzers überweisen. So läuft in der Regel auch die Bezahlung auf Flohmärkten – noch nicht einmal dort wechseln noch Münzen ihre Besitzer. Auch an vielen Kassen, im Supermarkt oder im Café kann mit weiteren Smartphone-Apps bezahlen. Die ersten Geschäfte nehmen gar kein Bargeld mehr an. Viele Bankfilialen tun das schon längst nicht mehr.