Die Barrierefreiheit an den Stadtbahnhaltestellen Kienbachstraße und Ebitzweg in Bad Cannstatt hat unterschiedliche Aspekte. Die CDU-Ortsgruppe hatte die Diskussion angestoßen.

Bad Cannstatt - In einem aktuellen Antrag stößt sich die Cannstatter CDU daran, dass an der Haltestelle Kienbachstraße für Rollstuhlfahrer der Einstieg in die Stadtbahn kaum ohne Hilfe zu bewältigen ist: „Ich habe das selbst mehrfach gesehen. Der Niveauunterschied zwischen Bahnsteig und Fahrzeug ist zu groß. Von Barrierefreiheit kann da nicht die Rede sein“, so der CDU-Vorsitzende Roland Schmid. Erschwerend komme hinzu, dass die Stadtbahn keine hydraulisch ausfahrbare Ein- und Ausstiegsplattform habe – im Gegensatz zu manchen S-Bahnen. Die Orts-CDU will deshalb von den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) Auskunft darüber, ob beabsichtigt sei, dieses Problem zu beseitigen.

 

Als die Initiative der CDU öffentlich wurde, hat sich der Cannstatter F. Gerhard Zahn, der sich in seinem Berufsleben lange für die Belange Behinderter eingesetzt hatte, gemeldet und der CDU geraten, sich „um das viel größere Problem an der Haltestelle Ebitzweg zu kümmern“. Er findet die Initiative der Christdemokraten zwar richtig, legt den Finger aber auf einen anderen Punkt in Sachen Barrierefreiheit: „Behinderte Bewohner von jenseits der Bahnlinie kommen wegen der Unterführung, die nur über zwei Treppen benutzbar ist, praktisch nicht zur Haltestelle Ebitzweg. Das ist ein unzumutbarer Zustand.“

Unterschiedliche Zuständigkeiten

In beiden Fällen ist also Barrierefreiheit das große Thema. Allerdings mit einer unterschiedlichen Problematik – und unterschiedlicher Zuständigkeit. Darauf weist auf Nachfrage auch gleich Volker Christiani hin, bei der SSB für Systemplanung verantwortlich: „Wir kennen das Problem mit dem schwierigen Zugang zur Haltestelle Ebitzweg. Wir waren bei der Planung dieser noch sehr neuen Haltestelle schon glücklich, dass wir nach langen Debatten mit der Deutschen Bahn AG den Durchbruch durch die Lärmschutzwand machen und so einen direkten Zugang schaffen konnten.“ Für einen barrierefreien Zugang von dieser Seite, für den schon mal große Rampen angedacht waren, sieht er aber die Zuständigkeit bei der Stadt.

Anders sieht es mit dem von den Christdemokraten indizierten Problem an der Haltestelle Kienbachstraße aus: „Das ist eine gut 20 Jahre alte Haltestelle. Bei deren Bau war noch ein Toleranzabstand von zehn Zentimetern die Norm. Wenn da dann noch eine Abstandsvergrößerung etwa durch ganz normale Gleissetzungen hinzukommt, dann ist das unter Umständen für manche Rollstuhlfahrer nicht so leicht zu bewältigen. Deshalb bauen wir seit 15 Jahren nur noch mit fünf Zentimetern Höhendifferenz.“ Das, so Christiani, sei „der Mindestabstand, den wir für das Ausschwenken der Waggon-Türen brauchen“. Und so ist dann auch die 2013 eröffnete Haltestelle Ebitzweg gebaut.

Ein Zeitplan steht noch nicht fest

Und wie ist die Perspektive für die Kienbachstraße? „Wir sind da dran. Man kann den Abstand etwa durch die Anpassung des Belages verringern. Das machen wir immer, wenn eine Haltestelle vom Alter her zur Sanierung ansteht.“ Wann das in der Kienbachstraße sein könnte, darauf wollte sich Christiani aber nicht festlegen, sondern betont vielmehr: „Bei unserem großen Netz ist das mit hohen Kosten verbunden. Außerdem ist es eine freiwillige Leistung. Darauf weisen wir in den Gesprächen mit den Behindertenverbänden stets hin. In der Regel machen wir das aber.“

Entschieden ungewisser sind die Aussichten beim Ebitzweg hinsichtlich eines barrierefreien Zuganges vom Seelberg her: „Das wäre natürlich wünschenswert“, sagt Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler, „aber es ist mit einem großen baulichen Aufwand und entsprechend hohen Kosten verbunden. Derzeit ist eine Finanzierung nicht in Sicht. Aber wir wollen das im Auge behalten.“