Das Zentrum für selbstbestimmtes Leben hat die erste barrierefreie Geocaching-Tour zusammengestellt. Die Teilnehmer waren begeistert bei der Sache.

S-West - An den vergangenen beiden Wochenende haben in Stuttgart erstmals barrierefreie Geocaching-Touren stattgefunden – ausgerichtet auf Menschen mit Handicap. Gab es für den ersten Termin nur wenig Interesse, so hatten sich für die zweite Tour elf Teilnehmer angemeldet. „Ich denke, der erste Termin lag zu nah an den Ferien“, sagt Fabian Kübler. Er hat gemeinsam mit Jonas Buchardt und Jonas Beck das Angebot des Zentrums für selbstbestimmtes Leben (ZSL) auf die Beine gestellt.

 

Kübler ist selbst wegen einer Behinderung auf einen Rollstuhl angewiesen, will aber deswegen nicht darauf verzichten, an modernen Schatzsuchen, den sogenannten Geocachings, teilzunehmen. So entstand die Idee, barrierefrei zugängliche Caches in der Landeshauptstadt zu verstecken, in denen die Logbücher zum Eintragen der Finder liegen.

Die Behälter mit den Logbüchern konnte man auch fühlen

Ob es allerdings gelungen ist, alle diese Behälter so zu verstecken, dass sie auch wirklich für alle erreichbar sind, das sollte nun bei der ersten größeren Aktion am Wochenende herausgefunden werden. „Ihr seid also unsere Versuchskaninchen“, scherzte Fabian Kübler, als er den Teilnehmern erläuterte, wie das Geocaching funktioniert und wie die GPS-Geräte gehandhabt werden, die mit Unterstützung der Aktion Mensch angeschafft wurden. Sie sollen künftig auch verliehen werden.

Wichtig sei gewesen, dass die Caches auch möglichst auch von Sehbehinderten gefunden werden können. So seien die Behälter mit den Logbüchern auch haptisch so gestaltet, dass man sie gut erfühlen könne.

Dass es kein leichtes Unterfangen ist, die Caches zu entdecken, erlebten die Teilnehmer gleich zu Beginn beim Treffpunkt, dem ZSL an der Reinsburgstraße. Dort war der erste Schatz in Form eines Stuttgartköfferchens versteckt. Da dieser aber an einer durchsichtigen Schnur unterhalb einer Treppen hing, dauerte es, bis die Teilnehmer den Cache gefunden hatten. Nur eine der Teilnehmerinnen hatte sich zuvor schon einmal mit Geocaching beschäftigt, für alle anderen Teilnehmer war diese Form der Freizeitaktivität Neuland.

Vanessa, Anna, Ulla und Matthias finden das Angebot klasse

„Ich finde es klasse, dass es ein solches Angebot nun gibt“, sagt Heike, die wegen schwerer organischer Schäden nur eingeschränkt aktiv sein kann. „Mir war auch das ZSL bisher unbekannt“, so die junge Frau, die durch einen Flyer auf das Geocachingangebot aufmerksam geworden war und an diesem dann auch mit großer Freude teilgenommen hat – auch wenn sie anfangs mit der Technik des GPS-Geräts etwas zu kämpfen hatte. „Ich nutze keinen Computer und habe auch nur ein Handy, mit dem man ausschließlich telefonieren kann“, erzählt sie lachend.

Vanessa, Anna, Ulla und Matthias, die mit ihren Elektrorollstühlen unterwegs sind, finden das Angebot ebenfalls klasse. Mit Begeisterung sind sie dabei und lassen auf der vom ZSL organisierten Tour, die am Samstag vom Nordbahnhof durch den Rosensteinpark bis zum Hauptbahnhof führte, ihrem Entdeckerdrang freien Lauf. In zahlreichen Logbüchern sind die Namen der Teilnehmer nun zu finden.

Fabian Kübler, Jonas Buchardt und Jonas Beck hoffen, dass sich durch die barrierefrei zugänglichen Caches – sie bleiben dauerhaft an den Orten – nicht nur individuelle Schatzsucher dazu animieren, in Stuttgart auf Tour zu gehen. „Vielleicht schaffen wir es ja sogar, hier eine entsprechende Gruppe zu etablieren, die sich regelmäßig mit Geocaching beschäftigt“, sagt Fabian Kübler. Er bedauert, dass die meisten Caches bisher in schwer zugänglichen Gebieten versteckt sind. Der Spaß der Schatzsuche bliebe dadurch Menschen mit Behinderungen oft verwehrt. „Das werden wir nun aber ändern“, sagt er und will weitere Caches in der Stadt positionieren.