Gavin Ng mischt bei den Stuttgart Reds auch auf dem Feld mit. Der Baseball-Bundesligist kämpft um den Einzug in die Play-offs. Am Samstag empfängt der Club den direkten Konkurrenten Mainz Athletics zu zwei Heimspielen im DB-Ballpark.

Stuttgart - Druck? Fehlanzeige! Da, wo er herkommt, scheint stets die Sonne. Alles verläuft etwas entspannter und gemütlicher, ohne Druck, ohne Stress – „easy going“, wie er es nennt. Deswegen hat Gavin Ng, der neue Trainer der Stuttgart Reds aus Hawaii, auch immer ein Lächeln auf den Lippen parat – selbst jetzt, da die Mannschaft in der Tabelle gerade nicht mehr ganz so gut dasteht wie noch in der vergangenen Woche.

 

Denn der Baseball-Bundesligist des TV Cannstatt ist nach den beiden Schlappen (4:20, 2:12) am Wochenende beim Vizemeister Heidenheim Heideköpfe zum Rückrundenauftakt vom dritten Tabellenplatz auf den fünften abgerutscht. Doch auch das trübt Gavin Ngs hawaiianisches Gemüt nicht. Für ihn ist das noch lange kein Grund, um Druck zu verspüren. „Heidenheim war einfach überragend, das muss man neidlos zugestehen“, sagt der US-Amerikaner, der mit den Reds zuvor deren bisher beste Hinrunde in der Bundesliga-Südgruppe hingelegt hat. „Für uns heißt das jetzt nur, dass wir umso härter arbeiten müssen, um besser zu werden.“

Ng will sich weder vom bisher insgesamt guten Verlauf der Saison mit nun neun Siegen und sieben Niederlagen noch vom augenblicklichen Tabellenstand blenden lassen. Beides ist nicht das, worauf es ihm am Ende ankommt: „Es in die Play-offs zu schaffen, wäre zwar schön. Aber das bedeutet überhaupt nichts, sofern sich unsere deutschen Spieler im Hinblick auf die nächste Saison nicht verbessern.“

Sohn eines American-Football-Trainers

Die Hauptgründe für den Erfolg sieht Gavin Ng darin, dass sein Team durch den kurzfristigen Absprung des Ex-Coaches Troy Williams noch näher zusammengerückt ist und jeder ein Stück weit selbstständiger geworden ist. Da er als Spielertrainer nicht alles im Blick haben könne, sei dem Team auch keine andere Wahl geblieben.

Sein ganzes Leben hat sich schon immer um Sport gedreht. Er ist der Sohn eines American-Football-Trainers. Im Alter von sechs Jahren fing er mit Baseball an, mit neun Jahren kam American Football hinzu. Bis zur Highschool spielte er beides parallel, was ihn prägte. „Das sind so unglaublich unterschiedliche Sportarten mit ganz unterschiedlichen Charakteristika“, sagt Ng. „Baseball ist ein sehr mentaler Sport, man ist ständig am Denken: Welchen Ball wirft der Werfer wohl als nächstes? Riskiert der Läufer es an die nächste Platte zu rennen oder lässt er es bleiben? Football hingegen ist sehr physisch, man ist bei jedem Spielzug gezwungen, 110 Prozent zu geben.“ Deshalb legt er sich auch im Baseball immer voll ins Zeug.

Er schaffte es im Baseball sogar in die höchste Collegeliga. Als er aber begriff, dass er den Sprung in die US-Profiliga MLB wohl niemals schaffen würde, überlegte sich der smarte Sportler, was er denn sonst so mit seiner großen Leidenschaft, dem Sport, machen könnte? Reisen! Japan, Frankreich – ganz egal, Hauptsache die Welt und andere Kulturen sehen. Am Ende hat es ihn nach Deutschland verschlagen.

Aus Zwischenhalt in Deutschland wird längerer Aufenthalt

Paderborn war für Ng der erste Stop. Bei den Untouchables lernte er 2008 seine jetzige Ehefrau kennen und lieben, sodass aus dem geplanten Zwischenhalt in Deutschland ein längerer Aufenthalt wurde. Aus beruflichen Gründen zog er 2010 nach Stuttgart um, wo er an den US-Militärstützpunkten als Grundschullehrer arbeitet.

So kam er zu den Reds – und wenige Tage vor dem Start dieser Saison übernahm er auch noch das Traineramt. Wenn es allein nach ihm ginge, würde er anstatt der ausländischen Spieler noch mehr deutsche Talente spielen lassen. „Dann wären wir zwar nicht da, wo wir jetzt sind, aber die Letzten wären wir auch nicht“, sagt der 32-Jährige. Immerhin steht im Vergleich zur vergangenen Spielzeit nun nur noch die Hälfte an ausländischen Akteuren auf dem Feld steht. Das sei ein Anfang, sagt Ng.

Am Samstag empfängt er mit den Reds im DB-Ballpark die Mainz Athletics zu zwei Begegnungen (13 Uhr und 15.30 Uhr). Mit zwei Siegen gegen den Tabellendritten könnten die Gastgeber wieder auf einen Play-off-Platz vorrücken. Gavin Ng betrachtet das Thema aber mit seinem hawaiianischen Gemüt ganz „easy going“.