Statistisch gesehen ist die EnBW Ludwigsburg ein durchschnittliches Team. Tabellenvorletzter ist der Basketball-Bundesligist aber trotzdem.

Ludwigsburg - Die Anhänger des Basketballsports lieben Zahlen. Während der Pressekonferenzen senken die Trainer der Clubs den Kopf meist nach unten und gucken auf das Blatt mit den statistischen Werten des abgelaufenen Spiels, die sie ausgiebig studieren. Nach jedem Viertel liegen diese Zahlen bereit. Wie hoch ist die Trefferquote jenseits der Dreipunktelinie, wie viele Rebounds hat ein Team in der Defensive geholt, wie häufig hat ein bestimmter Spieler den Ball verloren? Im Fall des Bundesligisten EnBW Ludwigsburg lügen diese Statistiken jedoch.

 

Schließlich stehen die Schwaben aktuell auf einem Abstiegsplatz (Vorletzter), sie haben von 26 Saisonspielen 19 verloren, das Bangen um den Klassenverbleib ist nicht erst vor dem württembergischen Derby am Mittwoch (20 Uhr) beim Tabellenzweiten Ratiopharm Ulm groß. Dabei lassen die statistischen Gesamtwerte eine völlig andere Schlussfolgerung zu. Schließlich ergibt der Mittelwert der bisherigen mannschaftlichen Zahlen die neunte Position unter allen 18 Bundesligisten. Damit wäre sogar das Saisonziel Play-offs noch möglich. In keinem Einzelwert steht die Mannschaft auf einem Abstiegsrang.

Alex Harris und Co. sind die viertbesten Werfer aus der Distanz, auch mit der schlechteren Quote im Zweipunktebereich (13. Platz) ist die Mannschaft noch im gesicherten Mittelfeld. Nun ist die absolute Zahl der Wurfversuche ebenso wichtig, doch auch hier ist Ludwigsburg mit Rang 14 nicht abgeschlagen – wenn das auch stark ausbaufähig ist. Freiwürfe erarbeitet sich das Team 21,7 pro Spiel (6.) und verbucht die zweitmeisten Blocks. Die Ludwigsburger klauen dem Gegner auch häufig den Ball (8.). Selbst bei den Ballverlusten erreichen sie genauso wie bei den Rebounds einen Durchschnittswert (jeweils 9.). Bei den anderen Statistiken sieht es ähnlich aus, außerdem ist die Mannschaft nicht von einem Werfer abhängig, sondern die Akteure punkten ausgeglichen.

Kennt der Trainer Key den Schlüssel zum Nichtabstieg?

Daher ist es zumindest nicht verwunderlich, dass David McCray sagt: „Das Team ist nicht tot. Wenn man uns im Training sieht, würde man nicht denken, dass wir gegen den Abstieg spielen.“ Zudem ist es verständlich, dass eines der häufigsten Worte der Ludwigsburger in diesen Tagen „irgendwie“ ist. „Irgendwie müssen wir unsere Ballverluste abstellen“, sagt etwa McCray. Oder der Trainer Steven Key bilanziert, dass die „gesamte Saison irgendwie schiefgegangen“ sei – und er bleibt auch beim Formulieren der Herangehensweise für die kommenden Partien etwas schwammig: „Wir müssen irgendwie einen Weg finden, um ein Spiel zu gewinnen und somit einen kleinen Schub zu bekommen.“

Immerhin kennt sich Key mit dem Abstiegskampf aus. Schließlich sicherte der US-Amerikaner in der abgelaufenen Spielzeit den Gießenern den Klassenverbleib, nachdem er auch dort im Laufe der Saison als Nachfolger von Vladimir Bogojevic zum Chefcoach ernannt worden war.

Er hielt also schon einmal dem Druck in einer Extremsituation stand. Das wiederum könnten seine Spieler nun von ihm lernen. Denn die vielen knappen Niederlagen – sieben Misserfolge mit einer Differenz von fünf oder weniger Punkten – sowie der immer noch fehlende Auswärtssieg zeugen nicht gerade von Nervenstärke. Hinzu kommt die mangelnde Erfahrung der Akteure im Abstiegskampf.

Arbeit im Kopf ist demnach angesagt – und einen konkreten Hinweis für das Training geben die Statistiken dann doch. Die Fehlpässe in Verbindung mit dem mäßigen Wert bei den Vorlagen (14.) deuten auf ein weiteres Ludwigsburger Kernproblem hin: die Mannschaft ist aufgrund der vielen Verletzungen und Transfers nicht gut eingespielt, die Abstimmung und die Systeme laufen nicht rund. Keys Profis sollten also öfters den Kopf hochnehmen und einen genaueren Blick auf ihre Mitspieler haben.