Nach der guten Ausbildung verschwinden die Talentiertesten: Der Bundesligist aus Ludwigsburg schafft es nicht, von seiner guten Nachwuchsarbeit zu profitieren.

Ludwigsburg - Stolz wurden sie im Vorfeld präsentiert, als Aushängeschilder einer erfolgreichen Jugendarbeit. In Johannes Joos, Stefan Ilzhöfer und Robert Zinn standen am Dienstag beim Länderspiel der deutschen U-18-Basketballer in Ludwigsburg gegen Frankreich, das der Gastgeber nach Verlängerung mit 70:75 (30:24, 62:62) verlor, drei Lokalmatadoren im Aufgebot. An der Sache gibt es nur einen Makel: Zwei der drei Talente werden in der kommenden Saison bei anderen Bundesligavereinen spielen. Nur den 18-jährige Johannes Joos konnten die Neckar Riesen Ludwigsburg längerfristig an sich binden.

 

Und das Problem ist im Ludwigsburger Basketball keinesfalls neu. In den Nachwuchs-Bundesligen NBBL (U 19) und JBBL (U 17) ist der Club regelmäßig unter den besten acht Teams in Deutschland vertreten, 2012 wurde das JBBL-Team sogar Deutscher Vizemeister. Doch von diesem guten Jahrgang wird wohl für die Profimannschaft der Neckar Riesen fast keiner übrig bleiben. Stefan Ilzhöfer, 18 Jahre, der laut dem U-18-Bundestrainer Kay Blümel „die beste Chance“ des Ludwigsburger Trios hat, in das Aufgebot für die Mitte Juli beginnende Europameisterschaft zu kommen, zieht es zu den Frankfurt Skyliners. Und der Dritte im Bunde, Robert Zinn (18), wird zu den Brose Baskets Bamberg wechseln.

Was macht Ludwigsburg falsch?

Doch was macht Ludwigsburg falsch? Woran liegt es, dass die Hoffnungsträger lieber bei anderen Vereinen ihr Glück versuchen, Profi zu werden? Die Trainer der Basketball-Akademie (BBA) dürften kaum daran schuld sein. Denn in dem Stadtverbandstrainer Cäsar Kiersz und dem Landestrainer Ross Jorgusen steht hoch qualifiziertes Personal zur Verfügung, das bereits nachgewiesen hat, dass es Spieler auf Bundesliganiveau ausbilden kann. Allerdings, bevor die BBA gegründet wurde.

Das beste Beispiel dafür ist der Centerspieler Philipp Heyden, der in der vergangenen Saison für den Mitteldeutschen BC rund 16 Minuten pro Spiel auf dem Bundesligaparkett stand. In Ludwigsburg hat er den Sprung zum Bundesligaspieler nur bedingt geschafft. Er musste erst zum BBC Bayreuth wechseln, um vermehrt Spielanteile zu bekommen. Und genau da liegt das Problem: Denn sogar Besnik Bekteshi, der in seinem Jahrgang 1993 als eines der größten Talente Deutschlands gilt, bekam in dieser Saison nur auf 14 Einsätze und dabei auf kaum mehr als fünf Minuten Spielzeit im Durchschnitt.

Auch nachdem die Ludwigsburger sich unter der Saison von Spielern auf seiner Position trennten, wurden lieber zwei neue US-Amerikaner verpflichtet anstatt Besnik Bekteshi eine Chance zu geben. Die Konsequenz daraus ist, dass auch er den Verein verlassen wird – wohin ist aber bislang unbekannt. Und noch ein junger Deutscher wird gehen: Nedim Hadzovic, der kaum Bundesligaeinsatzzeit bekam.

Die Neckar Riesen sollten sich schnell etwas überlegen

Andere Teams, die in der Bundesliga tabellarisch auf Höhe der Neckar Riesen waren, schaffen den Spagat aus Talentförderung und Abstiegskampf wesentlich besser. So kam beispielsweise der 22-Jährige Konstantin Klein von den Frankfurt Skyliners im Entscheidungsspiel gegen den Abstieg gegen Ludwigsburg 21 Minuten lang zum Einsatz und war mit elf Punkten maßgeblich am Frankfurter Klassenverbleib beteiligt. Dennis Schröder (Jahrgang 1993) von den Phantoms Braunschweig, der jetzt beste Chancen hat in die US-Profiliga NBA zu wechseln, spielte bei den Niedersachsen sogar in der Startformation. „Mir wäre es auch lieber, wenn hier mehr Talente den Sprung schaffen würden“, sagt Alexander Reil, der Vorsitzende der Neckar Riesen. Dafür getan wird vom Verein aber offensichtlich zu wenig.

„Das liegt aber auch am System in Deutschland, der Sprung aus der U 19 in die Bundesliga ist zu groß“, sagt der Ludwigsburger Manager Mario Probst, der selbst in der U-18- und U-20-Nationalmannschaft spielte und ebenfalls den großen Durchbruch auf die Bundesligabühne nicht schaffte. Bei der Integration von Talenten in den Bundesligakader sieht auch er Verbesserungsbedarf in Ludwigsburg.

Und die Neckar Riesen sollten sich schnell etwas überlegen. Denn ein ganzer Jahrgang an Toptalenten, der in der kommenden Saison realistische Chancen auf die Deutsche U-19-Meisterschaft gehabt hätte, bricht weg. Es gehen potenzielle Identifikationsfiguren aus Ludwigsburg weg, die den Neckar Riesen in den vergangenen Jahren spürbar gefehlt haben.