Das Basketball-Derby steht vor der Tür. Am Dienstagabend (19 Uhr) empfangen die Walter Tigers Tübingen die MHP Riesen aus Ludwigsburg – und wollen ihre Heimschwäche beenden. Im Vorjahr ist das gelungen.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Tübingen - Von wegen Heimvorteil. Wenn Robert Wintermantel, der Geschäftsführer des Basketball-Bundesligisten Walter Tigers Tübingen, auf dem Spielplan einen Termin in der Paul-Horn-Arena entdeckt, bekommt er meist ein ungutes Gefühl. Was erwähnenswert ist, weil es vergangene Saison nur drei Heimsiege gab – während das Team auswärts immerhin siebenmal gewann. Jetzt wieder das gleiche Bild: Von den drei Erfolgen in dieser Runde gelang bisher nur einer vor eigenem Publikum. Da kommt an diesem Dienstag (19 Uhr) das Derby gegen die MHP Riesen Ludwigsburg gerade recht – denn in der Vorsaison sprangen dabei sogar zwei Siege heraus. Selbst zu Hause.

 

„Natürlich wollen wir unseren treuen Fans Siege bieten“, sagt Wintermantel. Das ist manchmal leichter gesagt als getan. Im 13. Jahr spielen die Walter Tigers nun schon in Serie erstklassig – nur fünf Clubs sind länger ununterbrochen in der Liga – und meist gegen den Abstieg (die beste Platzierung war ein zehnter Rang). So auch dies Jahr, wenngleich Wintermantel sagt: „Unser Ziel war schon, in ruhigeres Fahrwasser zu kommen.“ Doch dann schlug das Verletzungspech zu. Neuzugang Alvaro Munoz (aus Ludwigsburg) fehlte die gesamte Vorbereitung, dann Stanton Kidd für drei Monate, nun zog sich der Top-Scorer Barry Stewart einen Mittelhandbruch zu, eventuell schon im Derby soll ihn Eric McClellan (23) ersetzen, der zuletzt bei Limburg United spielte.

Neuzugang soll kommen

„Das ist schon frustrierend“, sagt der Manager. „Wenn man verliert, dann schon lieber in Bestbesetzung“, sagt Wintermantel, der generell damit leben muss, dass die besten Spieler Tübingen verlassen. Paradebeispiel ist Reggie Redding, den die Tigers immerhin zwei Jahre halten konnten, und der bei Bayern München jetzt sicher in zehnmal so viel kassiert wie zuletzt in der Uni-Stadt. „Das ist unser Los, Talente zu entdecken und ihnen eine Plattform zu bieten, auf der sie sich empfehlen können“, sieht Wintermantel die Situation pragmatisch. Wobei nach vier Niederlagen in dieser Woche (Freitag kommt Frankfurt) mal wieder ein Sieg an der Reihe wäre, um nicht tiefer in den Abstiegsstrudel zu geraten.

Selbst die Insolvenz Hagens – gleichbedeutend mit dem ersten Absteiger – beruhigt Wintermantel keineswegs. Zwar sinkt dadurch die Gefahr, dass Tübingen der einzige sportliche Absteiger wird, doch „das ist nicht gut fürs Basketball“, spricht er auch in seiner Funktion als BBL-Vizepräsident. Und wirft den Funktionären des Konkurs-Clubs unterschwellig grobes Versagen vor, nachdem bereits im Herbst eine Finanzlücke von rund 800 000 Euro klaffte. „So etwas darf nicht mehr passieren.“ Schließlich ist dort nicht plötzlich der Hauptsponsor von der Stange gegangen. Und Wintermantel weiß, wovon er spricht. Als er vor neun Jahren in Tübingen auf den Posten kam, übernahm er ebenfalls einen überschuldeten Verein, den er Schritt für Schritt auf eine gesunde Basis führt, nicht zuletzt dank der Walter AG, die im neunten Jahr Hauptsponsor ist (auch das hat Seltenheitswert in der Liga). „Die Verlockungen in diesem Geschäft sind groß, da muss man auch mal nein sagen“, betont Wintermantel.

Tübingen will Halle erweitern

Der Etat liegt mittlerweile bei über 2,5 Millionen Euro, dennoch zählt man in der Liga damit zu den Kleinverdienern (Ludwigsburg hat etwa vier Millionen). Kein Wunder, dass sich die Verantwortlichen nach neuen Einnahmequellen umsehen. Eine Möglichkeit: die Erweiterung der Paul-Horn-Arena. Dafür liegt bereits eine Machbarkeitsstudie vor, jetzt geht es noch um die Kosten und Finanzierung. Wobei die Umsetzung ein wichtiger Schritt, aber beileibe kein Meilenstein wäre. Die Rede ist von etwas 500 zusätzlichen Sitzplätzen sowie 150 VIP-Plätzen, für die große Nachfrage besteht.

Gegen Ludwigsburg müssen aber die aktuellen 3100 Plätze reichen, die wohl bis auf den letzten Platz gefüllt sein werden. Ob’s hilft? Schließlich benötigen auch die MHP Riesen dringend ein Erfolgserlebnis, um ihr Minimalziel Play-offs nicht ernsthaft zu gefährden. „Vom Kader her ist Ludwigsburg sicher stärker aufgestellt“, sagt Wintermantel. Aber das allein ist keine Garantie – wie das Vorjahr gezeigt hat.