Der Stromkonzern verlängert den Sponsorenvertrag mit dem Basketball-Bundesligisten EnBW Ludwigsburg vermutlich nicht. Die Folgen wären fatal.  

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die Anzeichen, dass sich der Energiekonzern EnBW als Hauptsponsor des Basketball-Bundesligisten EnBW Ludwigsburg zurückzieht, verdichten sich. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung wird der Karlsruher Konzern sein Engagement drastisch zurückfahren oder ganz aufgeben. Damit steht der Sportverein vor einer ungewissen Zukunft. Falls der Club in eine Krise rutscht, hätte dies Auswirkungen auf die Stadt, denn die Basketballer sind der wichtigste Mieter in der städtischen Arena. Offiziell äußert sich die EnBW nicht. "Wir sind noch in Gesprächen", erklärt eine Sprecherin.

 

Bislang zahlt der Konzern pro Jahr rund 600.000 Euro, der Vertrag läuft im Sommer aus. Dass er zu den aktuellen Konditionen verlängert werde, sei undenkbar, heißt es aus dem Umfeld der EnBW. Das Unternehmen muss sparen, eventuell Standorte aufgegeben, Mitarbeiter entlassen. Dass in dieser Situation Sponsorenverträge auf den Prüfstand kämen, sei unausweichlich.

Stadt und EnBW im Klinsch

Zumal das Verhältnis zwischen der EnBW und Ludwigsburg deutlich getrübt ist, seit der Gemeinderat die Stromkonzession an die eigenen Stadtwerke vergeben hat - und den Karlsruher Konzern aus dem Boot schubste. "Ich kann mir denken, dass dies eine Rolle spielt", sagt Alexander Reil, der Vorsitzende des Basketballvereins. "Wir haben mit der EnBW seit zehn Jahren gut zusammengearbeitet und würden das gern weiter tun." Noch, sagt Reil, gebe es keine endgültige Aussage aus Karlsruhe. Grundsätzlich gelte: "Für uns wäre der Verlust des Hauptsponsors ein harter Schlag." Falls kein Ersatz gefunden wird, müsste der Verein den Etat herunterfahren, Spieler verkaufen. "Bei uns würden nicht die Lichter ausgehen, aber wie wettbewerbsfähig wir wären, müsste man sehen", sagt Reil. Aktuell stehen die Basketballer auf Platz 14 der Bundesliga - und füllen regelmäßig die Arena.

Die Sorge: geht es mit dem Club bergab, rutscht die Halle mit nach unten. "Wir brauchen die Basketballer unbedingt als Hauptmieter", sagt Reinhardt Weiss. Der Freie-Wähler-Stadtrat ist der Vorsitzende des Stadtverbands für Sport, der Dachorganisation der Ludwigsburger Sportvereine. Auch Weiss sagt, er habe Informationen, dass "die EnBW in Ludwigsburg nicht mehr viel machen" werde. Umso wichtiger sei, dass der Verein neue Sponsoren suche. "Es wird schwierig, die Lücke zu füllen."

Stromversorger duellieren sich

Werner Spec wird die Entwicklung genau beobachten, schließlich hat sich der Ludwigsburger Oberbürgermeister stets für den Bau der umstrittenen Arena starkgemacht. Per E-Mail ließ Spec am Mittwoch erklären: "Wir als Stadt haben ein großes Interesse daran, dass der Basketball-Club nicht unter der neuen Zukunftsstrategie einer Stromversorgung durch die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim leidet." Mit Zukunftsstrategie meint Spec die Vergabe der Stromkonzession an die Stadtwerke, die der EnBW nun das lukrative Stromnetz in Ludwigsburg wegnehmen. Kurios: beide Konkurrenten treten als Sponsoren der Basketballer auf. Der EnBW-Schriftzug prangt groß auf den Trikots und fast überall in der Halle, das Stadtwerkelogo ist eher klein auf den Hosen der Spieler aufgenäht.

Möglich, dass sich das Verhältnis umdreht. "So wie die großen Stromversorger haben auch viele kommunale Stadtwerke im Rahmen ihrer Werbestrategien Vereinbarungen zum Sponsoring mit dem Spitzensport getroffen", heißt es in der Mail aus dem Rathaus. "Mit der Übernahme der Stromversorgung wird sich für die Stadtwerke auch diese Frage stellen." Spec deutet damit an, dass die Stadtwerke als Großsponsor der Basketballer nachrücken könnten, wenn die EnBW aussteigt. Mit diesem Szenario könnte wohl auch der Verein leben - entscheidend wären die Konditionen. Dass die Stadtwerke einen ähnlichen Betrag wie die EnBW auftreiben, ist indes unwahrscheinlich. "Ich hoffe, dass die Stadt bei all ihren Überlegungen berücksichtigt, was unser Verein in den vergangenen Jahren hier aufgebaut hat", sagt Reil.

Schlechter Start für eine namenlose Halle

Insolvenz: Die Arena ist im Oktober 2009 eröffnet worden. Zunächst lag das Management bei der Betriebsgesellschaft S.E.M. Sport- und Eventmarketing GmbH. Als sie im Jahr 2010 vor der Insolvenz stand, hat die Stadt auch die Geschäftsführung übernommen. Seither machen die Mitarbeiter des Forums am Schlosspark Programm.

Sport: Was dem Management von Anfang an Fesseln anlegte, gilt zugleich als sicheres Fundament für die Finanzierung: Die 21 Millionen Euro teure Arena ist in erster Linie eine Sporthalle. Nur wenn die Basketballer pausieren, dürfen Volksmusiker oder Comedians eingeladen werden. Wegen dieses Primats der Basketballer wünschten sich viele, dass die EnBW auch die Namensrechte für die Halle kauft.